Wenn Sie Ihre berufliche (und private) Kommunikation verbessern wollen, werden Sie z.B. Fachtexte dazu lesen oder an Schulungen teilnehmen.
In beiden Fällen werden Sie mit einer Vielzahl von Fachbegriffen konfrontiert, da das Gebiet der Kommunikation genauso wie jedes andere Fachgebiet wissenschaftlich gut erforscht ist und seit Jahrzehnten bearbeitet wird.
Wir haben für Sie ein kleines Glossar von Fachbegriffen zusammengestellt, das Ihnen helfen soll sich besser zu informieren. Gerne beantworten wir Ihre Fragen zu den Fachbegriffen.
(von lat.: accommodare „anpassen“ oder „festmachen“) nennt man in der interkulturellen Kommunikation die Phase der Aneignung von Kommunikations- und Interaktionsregeln derjenigen Kultur, in die man seinen Lebensmittelpunkt verlagert hat. Hierzu zählt insbesondere die Aneignung fremdkulturellen Wissens, um in der fremden Gesellschaft handlungsfähig sein zu können sowie die Reflexion der eigenen => Normalitätsannahmen. Es handelt sich also um die Anpassung eines kognitiven Schemas an neue Erfahrungen. Dabei findet Akkommodation im Gegensatz zur => Assimilation als Reaktion eines Subjektes auf das Ergebnis einer Handlung statt, das seinen Erwartungen nicht entspricht. Die Überraschung oder Enttäuschung kann dann nämlich zu einer Änderung des Handlungsschemas oder zur Bildung eines neuen Schemas führen. In beiden Fällen wird das Verhalten des Subjekts durch Erfahrung verändert und man kann also von ›Lernen‹ sprechen. Akkommodation als eine funktionale Form der Anpassung schließt nicht ein, dass man seine in der Primärsozialisation erworbenen Handlungsmuster und Denkweisen ändert, oder gar seine Werte verändert; dies können aber Folgen einer erfolgreichen, wiederholten Akkommodation sein.
Bereitschaft und Wille zur Aneignung von Kommunikations- und Interaktionsregeln derjenigen Kultur, in die man seinen Lebensmittelpunkt verlagert hat. Die eigenen Werte und Denkweisen werden dabei nicht aufgegeben. Die -> interkulturellen Kompetenzen werden in vier Dimensionen unterteilt und der Wille sich einzuleben und sich anzupassen, also die Akkommodationsfähigkeit, gehört zu den -> konativen Kompetenzen.
Erlernen von Teilen eines zweiten oder weiteren Sets von kulturellen => Standards, nachdem man in seiner Kindheit bereits ein erstes Set solcher Standards (=> Enkulturation) erlernt hat.
Die erste Akkulturation ist besonders schwierig, weil hier zunächst akzeptiert werden muss, dass die Regeln, die (zu Hause) bisher immer galten, anderswo durchaus nicht gelten. Diese Relativierung der eigenen Erfahrung und Sicherheit aus der Enkulturation in Kindheit und Jugend kann sehr stark verunsichern, weshalb Akkulturation zunächst oft – und manchmal dauerhaft – verweigert wird.
Akkulturation löscht niemals die ursprüngliche Enkulturation aus – oft überdeckt sie diese nicht einmal völlig, sondern es bestehen neben den ursprünglichen Werten und Routinen weitere, neu erworbene Werte und Routinen, die – je nach Situation – mit diesen konkurrieren, und aus denen neben den alten und den neuen Formen auch => idiosynkratrische Mischformen entstehen können.
Bereitschaft, nach einer längeren Aufenthaltsdauer im Ausland Werte, Normen und Denkweisen des Gastlandes teilweise zu übernehmen und sich zu eigen zu machen. Aufbauend auf die Phase der --> Akkommodation können infolge eines längeren Aufenthaltes in einer anderen Kultur nach und nach Teile von deren Handlungsmuster, Normen, Denkweisen und sogar Werte übernommen und neben anderen, aus der => Enkulturation stammenden Elementen das eigenen Handeln und Bewerten mit beeinflussen. Die Akkulturationsbereitschaft gehört zu den => konativen Kompetenzen.
In interkulturellen Kontexten geht es letztlich auch darum, einen „gemeinsamen Nenner“ als Handlungsgrundlage auszuhandeln, der von allen Beteiligten akzeptiert werden kann. Wichtig ist es daher, die entsprechenden eigenen Akzeptanzgrenzen erkennen, formulieren und wahren zu können. Die Grenzen der eigenen Toleranz müssen für die anderen sichtbar gemacht werden. Sie sind einerseits vom eigenen Wertesystem abhängig und müssen andererseits das lokale Rechtssystem akzeptieren. Für das aktive Handeln gilt grundsätzlich immer das lokal gültige Rechtssystem, über das sich kein Akteur hinwegsetzen kann, es sei denn durch Passivität und Verweigern sowie durch das Äußern von Ablehnung oder Nicht-Anerkennung, welches als minimale Handlungsmöglichkeit bleibt.
Akzeptanzgrenzen sind in der Toleranzforschung in den letzten Jahrzehnten ein zentrales Thema geworden. Im Alltag werden sie jedoch häufig durch einen => präskriptiven Diskurs überlagert, in dem sich die beiden Extreme des => Kulturrelativismus einerseits und des => Universalismus andererseits unversöhnlich gegenüberstehen.
meint den statistisch zu ermittelnden und ethnographisch zu beschreibenden durchschnittlichen Lebensalltag von Menschen einer Kultur. Der Begriff ist eng mit dem der => Lebenswelt verknüpft, den der Soziologe Alfred Schütz gut beschrieben hat. Die Alltagswelt ist nach Schütz ›die Welt des Jedermann‹, in der jeder Mensch lebt, denkt, handelt und sich mit anderen verständigt. Sie umschreibt das pragmatische Alltagshandeln in einer gewohnten, als unhinterfragte Normalität wahrgenommenen Umgebung.
Der Alltagsbegriff ist für das Fremdverstehen auch deshalb so wichtig, weil die Regel gilt: Je alltäglicher etwas ist, umso weniger ausgeprägt ist das Nachdenken darüber und folglich ist umso weniger ausgeprägt die Offenheit für Veränderungen. Besonders deutlich wird dies in der => Nahfremde, wo alles aussieht wie der gewohnte eigene Alltag, ohne dass es der eigenen Alltag wäre.
ist ein Ausdruck (von lat. alter: der eine, der andere von beiden), der auf auf ein Wechselverhältnis zwischen zwei einander zugeordneten, sich bedingenden Identitäten verweist. Im Unterschied zu alius oder xenos, dt. der Fremde => Xenophobie, Xenophilie, welche dem Anderen auch schon die Qualität des Fremden geben, bedeutet Alterität erstmal nur die Abgrenzung vom Anderen, die die eigene Identität erst hergestellt.
Der Mythos von Adam und Eva erzählt diese Geschichte archetypisch: Indem Adam erkennt, dass er anders ist als Eva, erkennt er auch, dass er ein Individuum ist. Dieses Denken in binären Oppositionen privilegiert in der Regel die eigene Seite, so dass "der Andere" als das Negative des Ersten erscheint: Mann/Frau, Geist/Körper, Sprache/Schrift, Kultur/Natur.
Zur Defnition des Eigenen benötigen wir also ein Anderes, eine Alterität. Man kann sich als Frau Definieren im Sinne von nicht-Mann oder als alter Mensch im Sinne von nicht-jung. Auch Großgruppen, Kulturen, Nationen, ja Kontinente definieren und finden sich so in Abgrenzung zu anderen. Zum Beispiel ist das Bild von den "Wilden" im von kolonialer Expansion geprägten Europa eine Möglichkeit für die Europäer gewesen zu sagen „so sind wir nicht, wir sind anders und darum sind wir Europäer“.
Es gibt negative Alteritäten (die Barbaren, die Wilden, die XY) und sogar angstbesetzte Alteritäten (=> Xenophobie), aber es gibt auch positiv besetzte Sehnsuchtsbilder (=> Xenophilie), auf die wir unsere unerfüllten Wünsche projizieren, z.B. die Südsee.
Auch die "binären Oppositionen" in der Zusammenarbeit zwischen modernen Firmen und ihren Standorten in weniger entwickelten Ländern (entwickelt - unterentwickelt; modern - vormodern; zivilisiert - primitiv; politische Konflikte – regionale Kriege etc.) haben als Vergleichsmaßstab immer das eigene, positiv konstruierte Selbstbild. In der => Dekonstruktion solcher Alteritäts-Konzepte liegt auch das Potential für Veränderung. Im Mittelpunkt steht dabei die Kritik an dem definitionsmächtigen Subjekt, das sich selbst als unmarkierte Instanz und als universale Norm setzt, indem es Alterität definiert. Da dieses Subjekt-Objektverhältnis und das darin enthaltene strukturelle Machtgefälle auch auf den industriellen Diskurs zutreffen (Geber bzw. Nehmer von Technik und Strukturen), versuchen Konzepte wie => Dialog auf Augenhöhe, oder das Konzept der =>kreativen Vielfalt solchen Alteritätskonstruktionen in der Zusammenarbeit entgegenzuwirken.
Fähigkeit, das Spannungsverhältnis zwischen unvereinbaren Gegensätzen und Mehrdeutigkeiten (=Ambiguitäten) „aushalten“ zu können. Diese Fähigkeit kann bewusst geübt werden, indem man sich klar macht, dass man etwas zu einem gegebenen Zeitpunkt zwar nicht versteht, aber man versteht, dass man es zu diesem Zeitpunkt nicht verstehen kann. Es gibt Ambiguitäten, die man mangels Einsicht niemals verstehen wird. Man kann sehr erfolgreich leben, ohne alles zu verstehen. Die Ambiguitätstoleranz gehört zu den Affektiven Kompetenzen und ist umso ausgeprägter, je weniger eine Person die Handlungsmuster und Werte ihrer => Enkulturation absolut nimmt.
ist eine kleine, persönliche Erzählung, deren eine irgendwie bemerkenswerte Begebenheit oder Erfahrung ist. Der Begriff kommt aus dem Griechischen ab (ἀνέκδοτον ~ anékdoton) und bedeutet „nicht herausgegeben“ im Sinne von nicht öffentlich. Erstmalig gebrauchte Prokopios von Caesarea im 6. Jahrhundert das Wort, als er unter dem Titel Anekdota Klatsch- und Tratschgeschichten über Kaiser Justinian I. veröffentlichte. Heute verwenden wir den Begriff für persönliche Erlebnisse, die durchaus auf den Niveau von Klatsch- und Tratschgeschichten sei können, die aber in der Fremdbegegnung als Rechtfertigung für eine Meinung über andere gelten: „Ich habe es doch selber gesehen/erlebt!“. Ohne das persönlich Erlebte zu analysieren und ohne zu prüfen, ob man vielleicht nur das erinnert, was einem wichtig schien (=> false-memory-effect), wird der Eindruck vermittelt, dass der Erzähler tatsächlich Einblicke in das fremdkulturelle Leben hatte und sein Gegenüber mit der Autorität des Zeitzeugen in dieses Wissen einweiht.
Gerade im Zusammenhang mit der Frage nach der => Auctoritas der Teilnehmer an einem Gespräch ist die Anekdote von großer Bedeutung, da sie auch als Argument benutzt wird um andere Meinungen oder sogar wissenschaftlich gewonnene Aussagen in Frage zu stellen: „Das kann ja gar nicht sein, denn ich persönlich hatte mal ein ganz anderes Erlebnis!“. Das Singuläre eines Erlebnisses wird in der anekdotischen Behandlung nicht erkannt.
Angleichung eines Individuums oder einer Gruppe an eine neue Umgebung unter Maßgabe der Veränderung ursprünglicher Identitätsmerkmale. Der Begriff spielt in Debatten zur Formulierung und Durchsetzung von => Leitkulturen eine zentrale – und umstrittene – Rolle. Als liberaler Gegenbegriff fungiert "Integration". Die Assimilation kann immer nur auf der äußeren Ebene des Handelns erfolgen, aber die inneren Werte kaum oder oftmals gar nicht verändern. Auch wer schon 20 Jahre in Indien lebt und sich völlig „indisch“ verhält, also sehr stark assimiliert ist, wird die Tötung von Mädchen wahrscheinlich noch immer ablehnen.
Assimilation wird vielfach verwechselt mit der Anerkennung der öffentlichen Rechtsstaatlichkeit durch Migranten. Diese (staatsbürgerliche) Leistung bedeutet aber keineswegs, dass eine Person assimiliert ist, sondern nur, dass sie im öffentlichen Raum die öffentlichen Regeln befolgt und z.B. das Gewaltmonopol des Staates anerkennt.
Die Assimilation kann auf fünf Ebenen definiert werden:
Legale Assimilation: Sowohl die Gesellschaft als auch das Individuum erkennen die Gesetzte an und es gibt grundsätzlich Rechtsgleichheit z.B. für Migranten
Kulturelle Assimilation: Angleichung in Wissen und Fähigkeiten an die Gesellschaft. Dazu gehört vor allem der Spracherwerb
Strukturelle Assimilation: Angleichung und Anpassung in den Bereichen Bildung und Arbeitsmarkt; dazu gehören „Sekundärtugenden“ , Kompetenzen, Wissen
Soziale Assimilation: Angleichung im Kontakt- und Beziehungsverhalten, Erlernen neuer Normalitätsannahmen, Proxemik, Höflichkeit, Akzeptanz anderer Regeln als der mitgebrachten
Emotionale Assimilation: Angleichung an die Identifikationsmuster der Aufnahmegesellschaft; Identifikation mit ihren Werten.
Für viele Phänomene und Situationen, die wir beobachten, haben wir keine wissenschaftlich zuverlässige Erklärung. Also machen wir uns selber eine Erklärung, indem wir ein tatsächlich und oftmals auch völlig richtig beobachtetes Phänomen/Verhalten/Vorgehen auf einen vermuteten, angenommenen oder sogar herbeiphantasierten Grund zurückführen. Attribution oder Attribuierung bezeichnet also die Zuschreibung von Ursache auf bestimmte, beobachtete Handlungen und Vorgänge. Der Begriff stammt aus den Attributionstheorien von Fritz Heider und umfasst dort auch die aus unbekannten Gründen resultierenden Konsequenzen für das Erleben und Verhalten von Menschen. Wir attribuieren das Beobachtete also auf einen angenommenen und von uns für wahrscheinlich gehaltenen Grund, und da die Beobachtung ja dinglich überprüfbar und richtig ist, nehmen wir an, dass auch unser (bisweilen erfundener) Grund richtig sei.
(sekundäre) Attribution
nennt man das Verhalten, wenn hinter eine – an sich schon erfundene – Attributuion noch ein tieferer, systematischer Grund vermutet wird, der meist als statisch angenommen wird und erst recht erfunden ist. Wer beispielsweise ein bestimmtes Verhalten beobachtet, dessen Ursache er nicht kennt, wird u.U. eine Ursache annehmen. Der Kollege reinigt seinen Arbeitsplatz nicht, „weil er faul ist“. Diese Annahme, also die (primäre) Attribution mag in manchen Fällen zutreffen, aber oftmals ist sie falsch. Um uns nun zu erklären wie jemand ist, dessen So-Sein wir gerade erst selber erfunden haben, überlegen wir uns nun einen tieferen Grund für das So-Sein, also z.B. „ … und er ist faul, weil dort immer die Sonne scheint!“ die sekundären Attributionen sind meist Marker von Andersheit, d.h. sie beschreiben eine Welt, die sich von der eigenen unterscheidet und in der alle ähnlich sind (siehe => Homogenisierungs-Effekt).
(fundamentaler) Attributionsirrtum
Ein (fundamentaler) Attributionsirrtum liegt vor, wenn wir ein korrekt beobachtetes Phänomen als Attribut eines falschen oder gar nicht existenten Grundes ansehen. Da wir vielfach die eigentlichen Gründe für eine Beobachtung nicht kennen, nehmen wir wahrscheinliche Gründe an. Diese Gründe sind jedoch nur für uns wahrscheinlich und im Rahmen einer anderen Kultur oftmals nicht nur völlig unwahrscheinlich sondern falsch und manchmal sogar genau das Gegenteil dessen, was einer Beobachtung zugrunde liegt. Da wir an unserer eigenen Beobachtung nicht zweifeln, zweifeln wir meist auch nicht an der Erklärung, die wir dieser Beobachtung zugrunde legen. Wenn wir andere Personen treffen, die dem gleichen Irrtum aufgesessen sind wie wir, bestärken wir uns gegenseitig in dem Unsinn, den wir glauben und nehmen den Anderen in seinem Irrtum als Kronzeugen für unseren eigenen Irrtum.
Attributionssuspension nennt man den bewussten Versuch, einen (fundamentalen) Attributionsirrtum zu vermeiden, indem man zwar etwas beobachtet, aber es zunächst unterlässt, sich das Phänomen sofort erklären zu wollen. Stattdessen nimmt man die Wahrnehmung zunächst so hin und versucht, sich über deren Richtigkeit (stimmt es, was ich sehe?) sowie über deren Umfang (habe ich alles gesehen oder nur einen Ausschnitt?) und über ihren Hintergrund (was war vorher, warum ist das gefolgt?) zu informieren. Eine Beurteilung wird so lange zurückgehalten (=suspendiert), bis man eine hinreichend gute und umfangreiche Basis für eine Beurteilung der Wahrnehmung hat. Das kann Momente, Tage oder Jahre dauern.
bezeichnet heute das Ansehen oder die Glaubwürdigkeit mit der jemand von (eigenen) Erlebnissen berichtet. Ursprünglich ein römischer Wertbegriff , der etwa „Würde“, „Ansehen“ oder „Einfluss“ bedeutete. Wer mit Auctoritas von etwas berichtet, dem glaubt man. Besondere Auctoritas verleiht die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, egal welchen Unfug man über diese Gruppe erzählt („Nur Frauen können über Frauen reden“).
Wenngleich die Zugehörigkeit zu einer Gruppe den Weg zu bestimmten Erfahrungen eröffnet, den andere nicht haben, ist sie auch ein Hindernis für einen fremden Blick auf die Verhältnisse dort. Daher ist wahrscheinlich meist die Summe der Ansichten ausgewogener als die nur durch Auctoritas legitimierte Innensicht.
bezeichnet die Reproduktion von Elementen eines Systems durch das System selbst. Die Umwelt hat auf autopoietische Systeme (außer deren Zerstörung) keinen direkten Einfluss, sie kann weder die Elemente konstituieren noch deren Operationsweise direkt verändern. Autopoietische Systeme bezeichnet man daher auch als operativ geschlossen. Die Operationen z.B. psychischer Systeme sind ausschließlich Gedanken.
Autopoiesis ist daher der Begriff, mit dem man beschreibt wie denkende und wahrnehmende Menschen neue Konzepte => konstruieren. Alle Bilder, die in meinem Kopf sind, habe ich ja selbst darin produziert/konstruiert. Da die Welt in meinem Kopf ein ungenaues Abbild der vorfindlichen Welt ist, besteht sie letztlich aus meinen eigenen Konstrukten. Meine eigenen Vorstellungen in meinem Kopf sind also eine autopoietische Welt.
bezeichnet die eigene Kultur aus der Sicht des Akteurs im Unterschied zu -> heterokulturell, was aus seiner Sicht die jeweils andere Kultur ist. Der Begriff autokulturell [eigen-kulturell] impliziert also immer eine Perspektive und ist ein => Korrelatbegriff zu heterokulturell.
=> Fremdheit ist also eine Relation und keine Qualität.
Bedingt durch die zunehmende Angleichung vieler Lebens-und Arbeitsverhältnisse auf der Oberfläche der Dingwelt (=> Transkulturalität) entsteht beim Kontakt mit Menschen aus anderen Kulturen leicht die Illusion, sie seien uns selber ganz ähnlich. Aber nur weil Kolleginnen aus einem anderen Land auch ein deutsches Markenauto fahren, die gleiche Popmusik hören und abends im Restaurant Cesar’s Salad essen, teilen sie weder meine Werte noch meine Lebenserfahrung, meine Ziele oder Ängste. Die Illusion, mein Gegenüber werde mich schon verstehen, weil ein paar sichtbare Dinge an der Oberfläche meines Lebens und seines Lebens ähnlich sind, ist oft fatal. Wer in diese Falle tappt, der befindet sich in der „Ähnlichkeitsfalle“.
Methode der Kulturwissenschaften, um Kulturen in ihren Besonderheiten darstellen zu können. Im Laufe der letzten 150 Jahre hat sich ein Kanon an Themenbereichen herauskristallisiert, den man in einer systematischen Beschreibung abarbeitet. Wird die Beschreibung lege artis durchgeführt, werden also wesentliche Bedingungen von => Wissenschaftlichkeit wie Intersubjektivität, Regelhaftigkeit, Transparenz, Überprüfbarkeit, usw. erfüllt, so spricht man von einer gelungenen Beschreibung.
Von besonderer Bedeutung ist der aus der => Ethnologie stammende Versuch, bei der Beschreibung den Blickwinkel der Anderen einzunehmen. Diese Vorstellung ist naiv und stammt aus dem vorletzten Jahrhudert, also Kulturwissenschaften noch „wie im Labor“ sachlich operieren wollten. Wichtig ist jedoch, sich über die Begrenztheit des eigenen Blickwinkels Aufklärung zu verschaffen, damit man die Außensicht nicht mit einer Gesamtsicht verwechselt.
Kulturhistorische Analysen können den Beschreibungs- durch einen Erklärungsaspekt ergänzen: Interessant ist nicht nur, wie eine Kultur strukturiert ist, sondern auch aus welchen Gründen sie in einer bestimmten Weise ""funktioniert".
Synthese unterschiedlicher Merkmale zu einem bestmöglichen Merkmalspool. Ouchi hatte in den 1980er Jahren zur Optimierung der Ertragssituation der US-amerikanischen Automobilindustrie vorgeschlagen, die besten US-amerikanischen und die besten japanischen Produktionsmerkmale zusammenzuführen. Was sich als "Lean Production" bewähren sollte, scheiterte jedoch gerade an dem mangelnden "fit" der kulturell unterschiedlichen Produktionsweisen. Heute setzt man statt auf Strukturvorgaben auf die Selbststeuerungs- oder Synergiepotentiale von Prozessdynamiken.
ist der in den USA gebräuchliche Begriff für kulturwissenschaftliche Studien über die (eher soziologisch untersuchte) Mehrheitskultur hinaus. Im Unterschied zu den interaktionsorientierten "intercultural" Studies steht Cross-cultural vor allem Bezeichnung von kulturvergleichenden Ansätzen und Minderheitenstudien. Der Begriff ist vielfach politisch hoch aufgeladen, besonders in der Ethnologie (auf Englisch: „anthropology“ – NICHT „ethnology“, die etwa der deutschen Volkskunde entspricht.)
Kritische interkulturelle Interaktionssituation bzw. ein vorwiegend kulturell begründetes Missverständnis. Es handelt sich hier um eine Situation, in der unterschiedliche aber meist unsichtbare => Normalitätsannahmen, Interpretationen und Werte plötzlich „an der Oberfläche“ sichtbar werden und zu einem Konflikt führen bzw. diesen sichtbar werden lassen. Die kritische Interaktionssituation ist also ein Anzeiger, ein Diagnoseinstrument zum Erkennen unterschiedlicher Annahmen. Zu ihrer Bearbeitung gibt es eine Reihe von bewährten Methoden, so vor allem die => Attributionssuspension, die => Hypothesenbildung zu den Ursprüngen des CI sowie die => Szenariotechnik zur Entwicklung möglicher handlungsleitender Empfehlungen und Einschätzungen.
Kulturassimilatoren zählen zu den am häufigsten verwendeten kognitiven Übungstypen bei interkulturellen Trainings. Von Harry Triandis in den frühen 1960er Jahren entwickelt, steht immer eine sogenannt => Kritische Interaktionssituation, im Mittelpunkt eines Culture Assimilators. Mögliche Ursachen der im Rahmen einer kleinen Fallstudie beschriebenen Kritische Interaktionssituation werden genannt und müssen per Antwort-Auswahl-Verfahren in Hinblick auf ihre => Plausibilität eingeschätzt werden. Faktisch gibt es keine "richtigen" oder "falschen" Lösungen, sondern nur solche, die in Abhängigkeit der kulturellen Perspektive des Beurteilenden mehr oder minder plausibel erscheinen. Aus diesem Grund wird bei den Auswahlantworten der Kulturassimilatoren heute auch immer (zumeist prozentual) angegeben, wie Angehörige der im Critical Incident dargestellten kulturellen Gruppen die Plausibilität der Antwort einschätzen.
Gegensatzpaar, das sich auf die Kulturgebundenheit z.B. von Konsumgüterprodukten bezieht. Im internationalen Marketing dient dies als Indikator für die Entscheidung, ob man eher kulturspezifisch oder eher standardisierte Kampagnen durchführt. Weitgehend "culture free" sind Produkte aus dem IT-Bereich, sehr stark kulturgebunden hingegen Lebensmittel und Hygieneprodukte. Die globale Dingwelt entwickelt einerseits zunehmend „kulturfreie“ Produkte, die wir hier als => transkulturelle Produkte bezeichnen und andererseits wegen der wachsenden =>katakulturellen Bedürfnisse der Kunden ebenso eine wachsende Zahl an => fraudekulturellen oder auch => depravokulturellen Produkten, die dann sozusagen ex proposito culture bound sind.
Verfahren zur Unternehmensbewertung, das bei internationalen Merger&Acquisition-Prozessen einsetzt wird und mit dessen Hilfe nicht nur finanzielle, sondern auch kulturelle Aspekte einer möglichen Kooperation beurteilt werden. Solche Verfahren sind entstanden, nachdem große Merger wegen kultureller Differenzen im Management gescheitert waren. Während man die technischen und die finanziellen Aspekte vorher kalkulieren konnte, war das bei den sozialen, kulturellen und überhaupt menschlichen Aspekten des Managements nicht möglich, was zu großen Konflikten führen kann.
Die wesentlichen Aspekte der Cultural Due Diligence sind die Analyse der Hierarchien, der Qualifikation und Kulturverhaftetheit der Mitarbeiter sowie der Abläufe und Prozesse und der Entscheidungenfindungen in einem Unternehmen.
Begriff, der in den 1960er Jahren in den USA entstand und für einen interdisziplinäre [sozialwissenschaftliche] Forschungsansatz steht, in dem Ethnologie, Soziologie, Literaturtheorie und Kulturanthropologie in der Betrachtung von kulturellen Phänomenen der Gesellschaft kombiniert werden. Wichtiges Anliegen ist das Hinterfragen und Aufspüren von Ideologien und Identitäten und der damit verbundenen Macht. Dabei werden partikulare und lokale Erscheinungen auf ihren Zusammenhang mit sozialstrukturellen Merkmalen, wie z. B. Phänotyp, Ethnie, Klasse, Schicht, Gender und sexuelle Orientierung, hin untersucht.
Typisch für den US-amerikanischen Diskurs ist der ungenierte Umgang mit dem Begriff => Rasse, der dort bis heute für den => phänotypischen Unterschied zwischen Menschen steht. Cultural Studies erforschen die Bedeutung (meaning) von Gegenständen und sozialen Gegebenheiten. Bedeutung wird produziert, aber je nachdem wie ein kultureller Gegenstand konsumiert wird, ändert sich dessen Bedeutung. Die Konsumption von kulturellen Gütern ist ein wichtiger Bestand von Identität. Im Gegensatz zur Kulturkritik der Frankfurter Schule (Kulturindustrie), in der die Konsumenten als betrogene Masse dargestellt werden, betonen die Cultural Studies den kreativen Umgang der Konsumenten mit kulturellen Gegenständen. Cultural Studies befassen sich mit Texten im weitesten Sinn.
Cultural Studies wird in manchen Ländern, gerade auch in den USA auch als (emanzipatorische) Minderheitenstudien aufgefasst.
von lateinisch depravo: verzerrt, verdreht, verunstaltet bezeichnet die nach den vermuteten Wahrnehmungsmustern von Kunden hergestellte dingliche Fremdheit, die z.B. unter dem Begriff „airport-art“ wissenschaftlich seit Jahrzehnten diskutiert wird. Entsprechend ihrer Entstehung und Gerichtetheit als bis zur Karikatur verzerrtes Abbild einer Kultur (lat: depravata caricatio = Karikatur) dienen depravokulturelle Darstellungen der kommerziellen Vorführung einer andren Kultur z.B. in großen Freizeitparks, in denen ein dargestelltes Land soweit kulturell reduziert werden muss, bis es für die Besuchermassen als konsumierbares Produkt auf 20 Schlagwörter mit hohem Wiedererkennungswert geschrumpft ist. Eine depravokulturelle Darstellung ist also eine absichtsvolle Verarmung ex proposito, jedoch im Unterschied zu => pauperkulturell, das im Kern konzeptlos ist und für die Kommerzialisierung fremder Kultur nicht ausreicht.
ist ein Begriff aus der Psychologie, der dort für Diagnosezwecke genutzt wird. Er bedeutet, dass Abweichungen von einem definierten Mittelwert einer (ebenfalls) definierten Normgruppen erwartet werden. Die D ist das Korrelat zur => Normalitätsannahme.
Divergenz (von lat. divergere in verschiedene Richtungen auseinanderstreben) kommt aus der Linguistik und bedeutet dort die Tendenz zur gegenseitigen Auseinanderentwicklung von Varianten eines (sprachlichen) Elements. Als Resultat können sich aus diesem Prozess zwei klar unterscheidbare Elemente derselben Ordnung entwickeln und sich letztlich parallel im selben Sprachsystem etablieren. In der IKK bedeutet es, dass man sich einer solchen auseinanderstrebenden kulturellen Entwicklung bewusst ist und das aushalten kann. Klar unterscheidbare Positionen oder Standpunkte können auf Augenhöhe nebeneinander fortbestehen und sich dies bewusst zu halten, ist Divergenzbewusstsein. Es ist von großer Bedeutung, solche Unterschiede nicht zu verleugnen, sondern bestehen zu lassen, um durch die Akzeptanz der Unterschiede durch alle Beteiligten letztlich eine tragfähige Lösung herbeiführen zu können (siehe auch => Konsens).
ist eine Hypothese von „großer Reichweite“, die weltweite Gültigkeit beansprucht. Die Hypothese besagt, dass kulturelle Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen trotz der fortschreitenden Globalisierung auch weiterhin bestehen bleiben. In jüngster Zeit lässt sich beobachten, dass die Globalisierung zwar zur Einebnung bestimmter Unterschiede führt, indem für einige Gruppen (reich, mobil, frei, usw.) => transkulturelle Elemente entstehen, aber zugleich viele Menschen von der Angleichung der materiellen Welt verunsichert sind und daher bewusst eine Verstärkung der eigenen kulturellen Identität als => katakulturelle regional verankerte Welt schaffen. Die These, dass sich globale Elemente wie Jeans und Popmusik mit regionalen und lokalen Elementen wie bestimmten Speisen, Kleidung oder Bräuchen zu einer neuen Mischung kombinieren (Laptop und Lederhose) wird unter dem Begriff der => glokalisierung diskutiert. Das Antonym zur Divergenzhypothese ist die => Konvergenzhypothese, die davon ausgeht, dass Globalisierungsprozesse letztlich in einer Aufhebung kultureller Unterschiede münden würden ("one world culture")
Der Ausdruck stammt aus der Forschung zur => Diversity. Man unterscheidet fünf Stufen von Diversitätskompetenz: Akzeptanz von Differenzen; Diversitätstoleranz; Diversitätsgestaltung; Diversitätskultur; Koevolution in Vielfalt. Ob die letzten dieses fünf Stufen in Wirklichkeit erreicht werden können ist ungewiss – geschichtliche Beispiele dafür fehlen, da sich bisher immer eine Gruppe aus der anfänglichen Vielfalt durchgesetzt hat und den anderen Gruppen ihre Verhaltensnormen und Werte letztendlich aufgezwungen hat.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang nicht nur die Kompetenz, Diversität zu ertragen, sondern auch die Überlegung, wie viel Diversität eine Gruppe erträgt, bevor sie auseinanderbricht. Schon wenn ein Auseinanderbrechen nur als Möglichkeit drohen könnte, setzt das (mikro)politische Prozesse in Gang, die die Diversität zugunsten der Macht über die Gesamtgruppe wieder zu verringern suchen. Solche Prozesse haben z.B. zu der Diskussion um eine mögliche => Leitkultur in Deutschland geführt.
bedeutet in der Diskussion der IKK zunächst (kulturelle) Vielfalt. Spätestens seit der UNESCO-Deklaration zur kulturellen Vielfalt werden Diversity-Konzepte in allen Gesellschaftsbereichen umzusetzen versucht – häufig allerdings im Verständnis einer => Political Correctness. Das bedeutet, dass Diversity zu einem vorgeschriebenen (präskriptiven) Ziel wird, dessen Einhaltung überwacht und dessen Nichteinhaltung bestraft werden kann. Ähnlich wie „Compliance“ und dergleichen Begriffe, wird hier im Gefolge einer US-amerikanischen Weltanschauung das Recht des Einzelnen auf Entfaltung gelegentlich über die Rechtsstaatlichkeit gestellt, indem z.B. Kategorien zur Kontrolle von Diversity geschaffen werden, die der Rechtsstaat gar nicht kennt (Gleichheit vor dem Gesetz) und die mitunter die „zu schützende“ Minderheit überhaupt erst konstituieren.
Eine Kultur bzw. Lebenswelt wird dann als "eigene" und "nicht-fremde" bezeichnet, wenn die Kontextbedingungen ein alltagsbezogenes Routinehandeln ermöglichen, das für den Handelnden durch Plausibilität bzw. „Normalität“ und Sinnhaftigkeit charakterisiert ist.
Das Eigene wird weit weniger => homogenisiert als das => Fremde, da hier für jede Regel aus dem persönlichen Erleben immer Ausnahmen gefunden werden. Zugleich gilt auch, dass das Eigene in aller Regel positiver, nämlich als (algemein)gültige Norm betrachtet wird als das Fremde.
ist eine stark vereinfachende, räumliche => Metapher, die in vorwissenschaftlichen Erklärungen gerne verwendet wird. Das Modell wird üblicherweise für zwei verschiedene Darstellungszwecke verwendet.
(1) Einerseits versinnbildlicht es, dass immer nur ein kleiner Teil kultureller Spezifik sichtbar oder wahrnehmbar ist. „Unter“ den sichtbaren Handlungen und der sichtbaren und erfahrbaren Oberfläche einer Kultur befinden sich verschiedene, „tiefere“ Ebenen der Verhaltensnormen, der Werte, der individuellen biografischen Erfahrung, der Ethik. Sie sind nicht sichtbar und auch nicht direkt erfahrbar, aber ihre Folgen sind erfahrbar, ohne dass man deshalb schon verstehen würde, woher sie stammen.
(2) Andererseits kann es auch so gelesen werden, dass jedes kulturell bedeutungsvollen Zeichen, also ein Weihnachtsbaum, eine Uniform oder ein Auto (die als Zeichen ja sinnlich wahrnehmbar sind) also das Wahrnehmbare selbst (perceptas) wiederum „Zeichen“ für zugrundeliegende (aber als solche nicht sichtbare) Denk- und Handlungskonzepte (konzeptas) steht.
Hinter identischen Zeichen können sich – kulturspezifisch verschieden – durchaus sehr unterschiedliche Konzepte und Denkmuster verbergen. Vor allem abstrakte Begriffe wie „Zeit“ oder „Genauigkeit“, „Verantwortung“ oder „Zusammenarbeit“ haben je nach Kultur sehr unterschiedliche Bedeutungen. Im => Internationalish, das die meisten Manager für ihre Kommunikation benutzen, werden sie aber durch die gleichen Wörter (also: die gleichen Zeichen) dargestellt. So hat „responsibility“ dann aber je nach Kultur eine andere Bedeutung für die Beteiligten, was oft zu Konflikten führt. Erst unter Einbeziehung solcher konzeptioneller Modelle wird eine Kultur besser erklär- und verstehbar. So wie auf der Ebene der perceptas das Was einer Kultur beschrieben wird, so ermöglicht die konceptas-Ebene in einem zweiten Schritt Erklärungen des Warum bestimmter Eigenarten und Funktionszusammenhänge.
sind ein Begriffspaar aus der Kulturwissenschaft. Damit war gemeint, dass emisch ist die Innensicht bzw. Binnenperspektive von Mitgliedern einer Kultur sei, während etisch die distanzierte Außensicht bezeichnet. Emisches Forschungsvorgehen versucht, universelle und eigenkulturelle Kriterien bzw. Erfassungskategorien auszublenden, um die fremde Kultur ›von innen‹ her zu verstehen und zu beschreiben. Dieser Anspruch besteht insbesondere bei der teilnehmenden stationären ethnologischen Feldforschung und ist von großer Naivität. Es ist bezeichnend für Ethnologen, Psychologen und andere Fächer, dass sie lieber solche Konstruktionen bemühen als die eingeschränkte Sicht aus ihrem Blickwinkel von vorn herein anzunehmen.
Einfühlungsvermögen in Bezug auf die Befindlichkeiten und Denkweisen der fremdkulturellen Partner. Empathie ist vor allem der Wunsch, einfühlsam zu sein; er setzt keinerlei Verständnis des Anderen voraus und begründet sich in der reinen Mitmenschlichkeit.
auf den ursprünglichen und ersten Sozialisationsprozess in Leben bezogen. Also die sozialisation in der Kindheit/Jugend in der eigenen Herkunftskultur bezogener Erwerb von Werten, Normen, Sprache, Verhaltensstilen etc. Enkulturation ist stets auf die Primärsozialisation bezogen, während Akkomodation und Akkulturation hierauf aufbauen und von daher der Sekundärsozialisation zugerechnet werden.
Zu großen Teilen werden Wahrnehmungen bzw. Erfahrungen durch Erwartungen beeinflusst - und umgekehrt. Auf diese Weise erschließt sich vor allem die Bedeutung von Sozialisationskontexten für die Herausbildung "spezifischer" kultureller Merkmale.
sind vor allem staatliche Mechanismen, die die Einhaltung bestimmter Verhaltensregeln im Miteinander erzwingen. Wo es solche allgemeinverbindlichen Regeln nicht gibt, fehlt die Rechtsstaatlichkeit. In der Regel wird bei der Vermittlung offizieller Werte in den nationalen Schul- und Bildungssystemen bereits intensiv auf die Erzwingungsmechanismen wie Polizei, Staatsanwaltschaft, Gerichte, Steuerfahndung, Ordnungsdienste, also die gesamte Exekutive hingewiesen, weshalb die => Enkulturation auch eine bestimmte Haltung gegenüber diesen Mechanismen umfasst. Wer in einem sehr korrupten Land aufwächst, weiß z.B., dass Regeln nur für diejenigen gelten, die sich nicht freikaufen können. Die E. sind Teil der => Steuerungsmechanismen, zu denen auch die => Belohnungsmechanismen gehören.
Grundsätzlich gilt, dass in partizipativen Gesellschaften (also rechtsstaatlichen Demokratien) die Erzwingungsmechanismen eine gewisse Akzeptanz haben, weil sie vor dem Gesetz alle gleich machen (gleiches Bußgeld für alle Raser, egal wie reich und wichtig sie sind), während die E. in Gesellschaften mit einem sehr hohen => Gini-Koeffizient eher abgelehnt werden.
Von dem Ethnologen Arjun Appadurai Anfang der 1990er geprägte Bezeichnung für transnationale "ethnische Räume". Gemeint sind damit territorial unabhängig entwickelte Gruppenidentitäten wie etwa das weltweite Netz der Auslandschinesen.
Der Blickwinkel der eigenen Kultur steht im Mittelpunkt bzw. wird als der anderen kulturellen Sichtweisen überlegene angesehen. Ethnozentrismus kann dementsprechend explizit auftreten und im Extremfall zu Fremdenhass führen. Implizit ist es vorhanden, wenn die kulturelle Spezifik des eigenen Handelns nicht reflektiert wird (--> Polyzentrismus, --> Rollendistanz, --> Empathie).
Das Erfinden von Erinnerungen, um bruchstückhafte Erinnerungen zu ergänzen. Es wird vor allem in der Psychologie – und hier in der Kriminalistik – schon lange untersucht (Liszt/Stern 1902) und ist unter dem Namen False-Memory-Effekt gut dokumentiert. Tatsächlich funktioniert unser Gedächtnis nicht wie eine Filmkamera, die Abläufe aufzeichnet, sondern vielmehr als ein konstruktiver Prozess. Unser Gehirn ist vom Aufbau her nicht auf detailliertes Erinnern angelegt und einmal dort abgelegte Informationen bleiben im Gehirn nicht unverändert. Es gibt nicht einmal einen „festen Ort“ für das Gedächtnis im Gehirn.
Vielmehr verändern wir unsere Erinnerung an eine Tatsache, Situation, Begegnung, usw. umso stärker, je häufiger wir uns an etwas Vergangenes erinnern. Bei jedem Erinnern wird die vorhandene Information über das Vergangene „überschrieben“ und meist auch zur Abstimmung mit anderen, schon vorhandenen Erinnerungen ergänzt, wobei sich unweigerlich Fehler einschleichen. Gerade für die nachträgliche selektive Plausibilisierung ist der False-Memory-Effekt von großer Bedeutung.
Bereitschaft, Neues zu lernen, seine eigenen Denk- und Verhaltensschemata zu korrigieren; Fähigkeit, sich auf ungewohnte/ fremde Situation schnell einstellen zu können, Spontaneität.
die Erstarrung oder Versteinerung von Erfahrungen nach dem Motto: weil das einmal so war, wird es immer so sein. Die Fossilierung ist Voraussetzung für -> statische Annahmen
In vielen Situationen der Begegnung mit anderen Kulturen wird heute eine künstliche Theaterwelt aufgebaut, die jedoch so „echt“ wie möglich wirken soll. In der wissenschaftlichen Diskussion wird dies unter dem Schlagwort der „staged authenticity“ diskutiert. Nicht nur der allergrößte Teil der weltweiten Tourismusindustrie wird in pseudo-fremden Phantasiewelten inszeniert und lebt von fraudekulturellen Scheinwelten. Auch die stereotypisierte Selbstdarstellung von Ländern, Städten und Firmen operiert vielfach mit gezielt gefälschten Bildern. Dazu gehört schon das Dirndl jeder Kellnerin in Bayern, die zuhause niemals freiwillig so herumlaufen würde ebenso wie die mediale Selbstinszenierung vieler Institutionen, Kommunen und Länder auch außerhalb des Tourismus.
Geschieht die Inszenierung zur Herstellung von Identität, so sprechen wir von fraudekulturellen Erlebnissen. Geschieht sie jedoch aus kommerziellen Zwecken und wird extrem vereinfacht, weil die Konsumenten zu blöd sind, sonst die angebotenen kulturellen Marker überhaupt zu erkennen, sprechen wir im Unterschied zum Betrug (lat.: fraus, fraudis) von einer Verblödung (lat.: depravo verzerrt, verdreht, verunstaltet) und nennen dies -> depravokulturell.
„Fern von“, „fort“ und „vorwärts“ sind die Bedeutungen des germanischen Wortstammes „fram-", aus dem sich unser „fremd“ ableitet. Deutlich ist der Bezug auf den Betrachterstandpunkt, das Eigene, ohne das es Fremdes nicht geben würde. Vgl. --> Selbstbild/ Fremdbild.
ist nicht etwa eine Qualität, sondern vielmehr eine Relation. Das bedeutet, dass etwas nicht an sich fremd ist, sondern es ist immer nur fremd für den Betrachter. Ein Mann in einem langen Rock ist in Burma überhaupt nicht fremd, aber in den Augen eines Deutschen ist er sehr fremd, sogar befremdlich (=sonderbar, ungewöhnlich, merkwürdig). Das heißt also, dass die Fremdheit im Anblick des Rockträgers erst in den Augen eines Betrachters entsteht, der üblicherweise keine rocktragenden Männer um sich hat. Die Fremdheit existiert also nur in der Beziehung zwischen dem Betrachteten und dem Betrachtenden.
Die erste Beschreibung von Fremdheit in Europa ist die Begegnung von Adam und Eva im Paradies, als die beiden von der verbotenen Frucht essen und „sehend werden“, also den biologischen Unterschied untereinander erkennen. Diese Szene hat nichts Sexuelles (das passiert erst außerhalb des Paradieses), sondern ist die europäische Ur-Erzählung von der Erkenntnis von Fremdheit: jemand ist anders als ich.
Fremdheit wird immer von einem Betrachter konstruiert (=> Konstruktivismus) indem er etwas anders als nicht-zu-seiner-Welt-passend einordnet. Diese Konstruktion kann sich ändern, wenn sich der Betrachter an die ursprünglich fremde Person/Sache gewöhnt. Türkisches Essen wird heute in Deutschland kaum noch als fremd erfahren; vor 100 Jahren waren sogar die Tomaten noch „fremd“.
Sprache und Kultur bedingen sich wechselseitig, so dass die Kenntnis der Zielkultursprache auch über den reinen Höflichkeitsgestus hinaus unverzichtbar ist, um die Kultur verstehen zu können.
Menschen, die man nach ihrer sprachlichen oder kulturellen Vorbereitung auf ferne Länder fragt, erklären oft den praktisch erfolgreichen Umgang mit dem Taxi, dem Supermarkt und dem Internet vor Ort für ausreichend. Für diese rein funktionale, oft durch Zeichensprache unterstützte oder sprachlose Kommunikation (die Preise im Supermarkt stehen am Produkt und werden an der elektronischen Kasse angezeigt) könnte man den Begriff des funktionalkulturellen verwenden.
Dieser Begriff unterscheidet sich von weitergehenden kulturellen Annäherungen durch die systematische Aufrechterhaltung einer sichtbaren und fortgesetzt kommunizierten Fremdheit und die kurzzeitige Perspektive. Ein funktionalkultureller Zugang ist typisch für Monteure oder Touristen, die nach kurzer Zeit wieder wegfahren, und die letztlich ihren lokalen Gegenüber nicht auf Augenhöhe begegnen wollen oder können.
Gemeinsamer Wissensvorrat eines Kollektivs, aus dem heraus Bedeutungen und Wirklichkeitskonstruktionen generiert werden. Jan und Aleida Assmann, die wesentlich zur theoretischen Profilierung des "kulturellen Gedächtnisses" beigetragen haben, sprechen auch von einem "Archiv" tradierten Wissens. Das kulturelle Gedächtnis einer Gruppe ist kommunikativ vermittelt und repräsentiert in seiner Prozesshaftigkeit wesentlich die Erfahrungs-Erwartungs-Dialektik: Wirklichkeit wird auf der Grundlage tradierten Wissens gedeutet, und das Ergebnis des Deutungsprozesses wird als neue Erfahrung an die bestehenden Wissensvorräte "angedockt". Wie solche Tradierungsprozesse vonstattengehen, warum bestimmte Erfahrungen einen besseren "fit" zu bestehenden Erinnerungs- "Netzwerken" bieten als andere, wird man im Einzelfall allerdings noch nicht einmal ansatzweise rekonstruieren können. Könnte man es, wäre man in der Lage, das kulturelle Gedächtnis einer Ethnie zu bestimmen, und das wird auch mit den bestentwickelten informationstechnologischen Mitteln nicht möglich sein.
ist ein mathematischer Koeffizient, der von dem italienischen Mathematiker xxx Gini entwickelt wurde. Er informiert darüber, wie gleich oder ungleich das Vermögen in einer Gesellschaft verteilt ist. Der Gini-Koeffizient liegt immer zwischen Null und Eins. Je niedriger er liegt, um so gleichmäßiger ist das Vermögen einer Gesellschaft verteilt.
Von dem französischen Ethnologen und Soziologen Pierre BOURDIEU geprägter Schlüsselbegriff kulturwissenschaftlicher Forschung. Bezeichnet wird damit das Verhalten in der Alltagskultur von Angehörigen bestimmter sozialer Schichten bzw. deren Lebensstil. Das Konzept des Habitus ist für die ikk ein Werkzeug von zentraler Bedeutung, weil es ermöglicht, frühere und ungenauere Konzepte wie „Klasse“ oder „Schicht“ nun genauer zu fassen. Der Habitus wird als Sozialverhalten von der Umgebung erlernt: Dazu gehören nicht nur die „soft skills“ wie das angemessene Benehmen in einer bestimmten sozialen Gruppe, sondern auch die Vorstellung von der eigenen Rolle, von der eigenen Wichtigkeit und vom adäquaten Verhalten in der Öffentlichkeit. Habitus ist ein zentraler Bestandteil von -> sozialem Kapital.
ist ein wichtiger Bereich der Philosophie, dessen zentrale Frage ist, wie man etwas, eine Person, eine Situation oder eine Wahrnehmung angemessen verstehen kann. Der Name ist abgeleitet vom griechischen Götterboten Hermes, der eben fliegend Botschaften überbrachte (daher die Flügelchen an den Füßen), und der Begriff der Hermeneutik wurde schon seit dem Mittelalter verwendet, allerdings zunächst immer nur um einen einzigen Text, nämlich die Bibel richtig auszulegen. Der Schritt vom „richtigen“ Verstehen zum „angemessenen“ Verstehen kann nur erfolgen, wenn man die Annahme aufgibt, dass es überhaupt nur EINE Wahrheit geben könnte. Dies gelang erst Hans-Georg GADAMER, der das Verstehen als eine dynamische und damit veränderliche Sinnesleistung beschrieb: man selber versteht Personen oder Sachverhalte immer besser, je mehr man davon weiß und die Hintergründe kennt. Das Verstehen ist also ein schrittweiser Prozess, der sich im -> hermeneutischen Zirkel entwickelt.
ist die wiederholte Annäherung an eine Person oder eine Sache oder Situation um mehr darüber zu erfahren und diese besser (= angemessener) einschätzen zu können. Man nähert sich dem Gegenüber immer mit bestimmten Annahmen und einem bestimmten Vorwissen, das in der Hermeneutik als Vor-Urteil bezeichnet wird (hat nichts zu tun mit dem Vorurteil der ikk). Dieses Vor-Wissen kann man und soll man durch die Begegnung korrigieren lassen, indem man dazu lernt. Bei der nächsten Begegnung hat man schon mehr Vor-Wissen, das weiter verbessern kann, sodass das Verstehen immer besser, „richtiger“ und damit angemessener wird. Da jede Begegnung im Idealfall auf einer höheren Ebene des Vor-Wissens stattfindet, könnte man auch von einer hermeneutischen (Aufwärts)Spirale sprechen.
bedeutet „kulturell anders“. Aus der Sicht des Akteurs kann man kulturelle Zuschreibungen unterscheiden in die eigene Kultur, die als -> autokulturell gesehen wird und die andere Kultur, die als heterokulturell gesehen wird. [anders-kulturell – von ἕτερος = anders, ungleich].
Wird dieser Kontakt nicht nur als „anders“, sondern als „fremd“ im Sinne von „nicht zu mir und meiner Gruppe gehörig“ wahrgenommen, so könnte man von einem -> xenokulturellen Kontakt sprechen [fremd-kulturell – von ξένος = fremd]. Der Unterschied zwischen „anders“ und „fremd“ ist wesentlich, denn ein Kollege aus meinem Büro ist zwar anders als ich (zum Glück!) aber nicht „fremd“. Fremdheit ist in diesem wissenschaftlichen Kontext keine qualitas, sondern ratio, also eine Beziehung.
Dieser Effekt sieht auf den ersten Blick fast aus wie der -> Stereotypisierungs-Effekt, aber er unterscheidet sich dennoch von jenem: Während die Stereotypisierung postuliert: „Die Anderen sind alle gleich“, wird beim Homogenisierungs-Effekt behauptet: In der anderen Gruppe sind alle gleich, während es in meiner eigenen Gruppe große Unterschiede gibt. Es geht also darum, dass man Fremdbilder wesentlich weniger genau zeichnet als Selbstbilder. Beim Blick auf die eigene Gruppe werden wir für jede Aussage gleich ein Dutzend Ausnahmen finden
bilden sich, wenn Individuen durch den Kontakt mit anderen Kulturen einen jeweils individuellen Weg der Aneignung neuer Verhaltensmuster und Werte im Laufe ihrer =>Akkulturation finden. Jeder Mensch wird dabei individuell andere Mischformen entwickeln, die griechisch Idiosynkrasie (griech.: ἰδιοσυνκρασία, zusammengesetzt aus „Selbst-Eigenheit“ und idios „eigen, selbst“ und syn-krasis „Mischung) genannt werden. Eine Idiosynkrasie ist also die Gesamtheit persönlicher Eigenheiten, Vorlieben und Abneigungen und die Mischung aus ursprünglich => enkulturierten und im Ausland zusätzlich => akkulturierten Verhaltensmustern, Normen und Werten kann als je individuelle Mischung, eben als Idiosynkratrische Mischform bezeichnet werden.
Es handelt sich hierbei weniger um einen Raum als um einen Prozessbegriff: Interkulturen entstehen dann, wenn Beteiligte aus konzeptuell unterschiedlichen Lebenswelten A und B miteinander agieren bzw. kommunizieren. Interkulturen existieren dementsprechend auch nur in Abhängigkeit ihrer Beteiligten. Sie „ereignen“ sich: sie werden permanent neu erzeugt, und zwar im Sinne eines „Dritten“, einer Zwischen-Welt C, die weder der Lebenswelt A noch der Lebenswelt B vollkommen entspricht. Weil es sich um ein Handlungsfeld, um einen Prozess handelt, ist eine Interkultur also gerade nicht statisch als Synthese von A und B im Sinne eines 50:50 oder anderswie gewichteten Verhältnisses zu denken. Vielmehr kann in dieser Begegnung im Sinne eines klassischen Lerneffekts eine vollständig neue Qualität, eine Synergie, entstehen, die für sich weder A noch B erzielt hätten.
Die Interkultur existiert also nur in der Kommunikation und bleibt als Erinnerung an diese – hoffentlich erfolgreiche und positive – Begegnung bestehen.
Die Metapher vom sog. „Dritten Ort“ ist daher zu kurz gegriffen, weil sie erstens wie jede => spatiale Metapher zu einfach ist und weil sie zweitens statisch ist.
Im Gegensatz zu „inter-„ verweist die Vorsilbe „intra-"nicht auf ein drittes „Dazwischen“, sondern auf ein „Innerhalb“. Im Sinne des weiten Kulturbegriffs ist damit folglich die Interaktion zwischen Angehörigen von Subkulturen innerhalb eines Lebenswelt-Netzwerkes als intrakulturell zu bezeichnen. Diese Differenzierung ist allerdings notwendig unscharf und muss es auch bleiben, weil die Grenzen zwischen Inter- und Intrakulturalität fließend sind. Erklärbar wird aber, dass und warum z.B. oberflächenstrukturell ein deutscher und ein chilenischer Bäcker mehr Gemeinsamkeiten aufweisen und sich eventuell besser verstehen als der gleiche deutsche Bäcker mit seinem Nachbarn, einem deutschen Mathematiker.
In Deutschland befasst man sich erst seit den achtziger Jahren intensiver mit der Konzeption interkultureller Lernprogramme. Auch die Zahl der ausgebildeten Trainer ist noch relativ gering, da entsprechende Studiengänge ebenfalls erst ab den späten achtziger Jahren eingerichtet wurden.
Nachstehende Übersicht über die derzeit am häufigsten verwendeten Trainingstypen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern dient eher der Orientierung. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Trainings, die abgekoppelt von der Arbeitssituation stattfinden (etwa im Sinne von Weiterbildungsmaßnahmen: „off-the-job“) und Trainings- bzw. Betreuungsmaßnahmen, die vor Ort am Arbeitsplatz durchgeführt werden („on-the-job“).
Trainings-off-the-job wiederum werden inhaltlich danach kategorisiert, ob sie allgemein-kultursensibilisierend oder kulturspezifisch ausgerichtet sind. Methodisch unterscheidet man zwischen konventionellen dozentenbezogenen und eher teilnehmerzentrierten, erfahrungsorientierten Unterrichts- bzw. Seminarformen:
Interkulturelle Trainings
Welche der Trainingstypen im Einzelfall gewählt werden, hängt nicht zuletzt von der Zielgruppe und den Trainingsbedingungen ab. So werden beispielsweise Rollenspiele mit fiktiven Handlungskontexten von Führungskräften erfahrungsgemäß weniger akzeptiert als von Jugendlichen, während letztere nicht unbedingt für kulturtheoretische Fragestellungen zu begeistern sind.
Bereitschaft, interkulturelle Situationen als Lernsituationen und nicht als Bedrohung oder notwendiges Übel betrachten. Dies sollte verknüpft sein mit einer Neugierde auf Fremdes.
ist ein sprachwissenschaftlicher Begriff, der die heute weltweit verwendete Hilfssprache bezeichnet, die im globalen Management fälschlich als „Englisch“ bezeichnet wird. Synonyme sind „Globish“ oder „McLangauge“ ebenso wie „Conference English“ o.ä.
Die als Internationalish bezeichnete Hilfssprache unterscheidet sich von Englisch (und anderen Sprachen) erheblich. Ihre typische Anwendungssituation ist dadurch gekennzeichnet, dass kein Muttersprachler des Englischen anwesend ist (z.B. spricht ein deutscher Manager mit seinem chinesischen Zulieferer und seinem französischen Kunden auf Internationalish) und dadurch einerseits eine extrem hohe Fehlertoleranz besteht und andererseits keine korrigierende Rückmeldung erfolgt: man spricht „fließendfalsch“ und ist damit zufrieden.
Außerdem hat diese Hilfssprache nur ein sehr begrenztes Vokabular (je nach Anwendung ca. 1000 bis 2500 Wörter) aus dem englischen Sprachschatz, der allgemeinsprachlich schon über 300.000 Wörter umfasst. Wegen dieses sehr geringen Wortschatzes muss vieles über => Kontextualisierung oder => Deixis präzisiert werden.
In erstaunlich vielen Fällen lässt sich beobachten, dass Personen, die von ausgeprägten -> heterokulturellen oder -> transkulturellen Umgebungen beeinflusst werden, das als Bedrohung ihrer -> autokulturellen Identität erfahren. Sie reagieren dann mit einer Verstärkung der eigenen Bedeutungsmuster auf diese Bedrohung, die gegenläufig zur Globalisierung und zur Angleichung der Dingwelten ständig wächst. Die – teilweise durchaus bewusste – Verstärkung der autokulturellen Wahrnehmungs- und Handlungsmuster nennen wir katakulturell. Dies gilt für international erfahrene Personen ebenso wie für Menschen mit wenigen Kontakten außerhalb ihrer eigenen Kultur. Die meisten international tätigen Manager haben das durchaus schon an sich selbst beobachtet, dass sie z.B. im Ausland so deutsch sind, wie sie es zuhause niemals wären. Unsicherheit in der Kommunikation führt meist nicht zu metakommunikativen Explorationen, sondern zur Verstärkung eingeübter Muster und damit zur Zuspitzung latenter Konflikte. Katakulturelles Verhalten ist typisch da, wo Landsleute in der Diaspora zusammensitzen. Bayerisches Bier im Deutschen Club in Shanghai und Dirndl im deutschen Club in Mexiko-Stadt
Der Fachbegriff Klischee geht auf das französische Cliché zurück ist die Bezeichnung für die Nachbildung eines Originals in irgendeinem Produkt (ursprünglich waren das z.B. Druckstempel aus Holz, Kupfer, Messing, Zink usw.), die geeignet ist, in der Buchdruckpresse als Druckstock benutzt zu werden. So wurden zum Beispiel von Holzschnitt-Bildern und anderen Illustrationen Klischees angefertigt, die dann wie einzelne Bleisatzlettern in einer Hochdruckvorlage eingesetzt werden konnten.
Ausgehend von dieser Erstellung immer gleicher Kopien einer Vorlage steht Klischee heute allgemeinsprachlich und meist eher abwertend für eingefahrene Vorstellungen.
Klischees sind also wie Stereotype, aber schon als zu primitiv erkannt.
Adolph Freiherr Knigge (1752 - 1796) war ein deutscher Aufklärer. Bekannt wurde er vor allem durch seine Schrift Über den Umgang mit Menschen. Sein Name steht heute stellvertretend, aber völlig unzutreffend (!), für Benimmratgeber, die mit Knigges eher soziologisch ausgerichtetem Werk im Sinne der Aufklärung nichts gemeinsam hat.
Sein Ziel war es vielmehr, allen Menschen den gleichen Zugang zum „richtigen Benehmen“ und damit zum sozialen Aufstieg zu verschaffen. Knigge war – in einer spätbarocken und streng hierarchischen Umgebung – eigentlich ein Revolutionär und sozialer Aufklärer wie es nur wenige in der deutschen Geschichte gibt. Seine Verachtung für die ständische Gesellschaft kostete ihn selbst mehrfach die Stelle bei Hof.
„Knigge“ wird heute oft als Bezeichnung für eine Sammlung von (meist weder begründeten noch erklärten) Verhaltenshinweisen verwendet. In Zusammenhang mit einem Land spricht man vom „Japan-Knigge“ oder „Russland-Knigge“ und meint damit meist die aus westlicher Sicht wichtigsten Unterschiede zu => Normalitätsannahmen im alltäglichen Verhalten.
Dieser Effekt kann bei jeder Form von Wahrnehmung auftreten, wenn unangenehme Informationen – das ist z.B. eine schwierige Fehlersuche in einem fremdkulturellen Umfeld – zu erwarten sind und verarbeitet werden müssen. Worum geht es? Erkenntnisse eines Individuums über seine Umwelt nennt man Kognitionen. Einzelne Kognitionen können in einer Beziehung zueinander stehen. Wenn Sie also mehrere Dinge wahrnehmen bzw. mehrere Faktoren eines Problems erfahren, die sich gegenseitig infrage stellen, sich widersprechen oder sich gar ausschließen, so kann die sogenannte kognitive Dissonanz entstehen.
Dies ist ein negativer Gefühlszustand, den wir spüren, wenn wir nicht vereinbare Wahrnehmungen, Gedanken, Meinungen oder Absichten haben. Eine kognitive Dissonanz kann z.B. dann auftreten, wenn wir uns nach einer Fehlermeldung für die Überprüfung eines Prozessschrittes in der Fertigung entschieden haben und nach der Anweisung zu dieser Überprüfung Informationen erhalten, die die Richtigkeit unserer Entscheidung in Frage stellen. Ein Beispiel: Sie haben schon länger ein Qualitätsproblem an einem Standort und entscheiden sich, einen Mitarbeiter dorthin zu schicken, zu dem Sie volles Vertrauen haben. Nachdem der Mitarbeiter vor Ort ist, erfahren Sie vielleicht sogar zufällig, dass dieser Mitarbeiter in einem ähnlichen Fall völlig versagt hatte. Das Erleben dieser Dissonanz führt zum Bestreben bei Ihnen, diesen Spannungszustand abzubauen, indem selektiv Informationen gesucht werden, die die Dissonanz aufheben. Sie gehen also wahrscheinlich davon aus, dass diese „alte Geschichte“ ein Einzelfall war.
Im weiteren Verlauf bekommen Sie QM-Zahlen aus dem Standort, die eher noch schlechter werden. Sie unterstellen, dass diese Zahlen vermutlich falsch erhoben wurden. Schließlich bekommen Sie einen Bericht von Fehlern, die Ihr Mitarbeiter dort gemacht hat, aber wegen der starken kognitiven Dissonanz in Ihrer Wahrnehmung („guter Mann, meine Entscheidung, wird schon passen“) ziehen Sie es vor, den Bericht nicht genau zu lesen. Sie haben so viel andere Dinge zu tun. Das kann so weit gehen, dass eine Umgebung aufgesucht wird, in der sich die Dissonanz verringert. Nach der Theorie der kognitiven Dissonanz werden Sie alles tun, um Ihre Entscheidung vor sich zu rechtfertigen und nicht allzu viele negative Gefühle aufkommen zu lassen.
Vermögen, initiativ auf andere zugehen und Kommunikationsnetzwerke errichten zu können. Dies gilt vor allem dann, wenn Situationen problematisch erscheinen und man sich am liebsten zurückziehen würde.
[caption id="attachment_185" align="alignleft" width="600"] Interkulturelle Kompetenzen[/caption]
bedeutet, dass wir die vorfindliche Wirklichkeit wahrnehmen und dabei zu einem Bild „zusammenbauen“, mit dem wir umgehen können. Unsere Modelle von der Welt sind niemals so komplex wie die Welt, sondern vereinfachen diese immer. Je stärker wir vereinfachen, umso leichter ist das Modell zu verstehen und umso falscher ist es.
Das Ziel der Komplexitätsreduktion ist es, die Welt beschreibbar und verstehbar zu machen. Leider werden in den meisten Fällen die vorfindlichen Situationen zu stark vereinfacht, was das entstehende Modell zwar sehr ansprechend und attraktiv macht, aber zugleich völlig untauglich. Sehr stark vereinfachte Modelle sind attraktiv, weil sie leicht zu verstehen sind, aber sie sind so weit weg von der Wirklichkeit, dass sie diese nicht einmal schemenhaft abbilden, sondern vielmehr (stark) verzerren. Wenn wir also glauben, wir hätten etwas verstanden, weil es so schön einfach war, dann war nur das Modell von der Wirklichkeit einfach, aber nicht die Wirklichkeit. Unser anschließendes handeln passiert aber nicht in unserem schönen, übersichtlichen Modell, sondern in der Wirklichkeit und ist daher oft nicht angemessen.
Einzelne Menschen handeln immer als Mitglieder sozialer Gruppen und zeigen Uniformität und Anpassung an die Vorgaben der Mehrheit der anderen Gruppenmitglieder. Dies lässt sich in gemeinsamer Kleidungsordnung, sozial geteilten Normen und Moralvorstellungen, der Firmenphilosophie, der gemeinsamen Vorstellung von Lob und Tadel, von Verantwor¬tung oder von Kommunikation oder Kritik beobachten. Der in einer Gruppe herrschende Konsens bestimmt, was erwartet wird und was als "normal" gilt. Schon seit den 1930ern ist dieses Phänomen gut erforscht (Sherif 1935) und es wird in der Zusammenarbeit in internationalen Teams immer wichtiger, weil z.B. große Firmen durch ihre -> Unternehmenskultur verlangen, dass sich Mitarbeiter konform zu einer Kultur verhalten oder gar fühlen sollen, die weder ihre eigene ist, noch vielleicht diejenige des Landes, in dem sie gerade arbeiten. Die multiplen Konformitätsforderungen führen in internationalen Teams zu erheblichen Belastungen und Loyalitätskonflikten.
Das Ziel interkulturellen Handelns liegt nicht darin, einen Konsens „um jeden Preis“ zu finden. Diese häufig vertretende Meinung kann dazu führen, dass sich mindestens einer der Beteiligten in eine Zwangsjacke gezwängt fühlt und damit aber auch seine eigene Identität nicht mehr entfalten kann. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, zwar im Sinne der Bedeutung des lateinischen Wortes communicare „gemeinschaftlich zu handeln“, dabei aber kulturelle Differenzen durchaus bewusst zu halten und sich darüber zu verständigen.
In den 1960ern entstand die hoffnungsfrohe Idee, Menschen würden etwas über andere Kulturen lernen, bloß weil sie eine Grenze überschreiten.
ist eine Beziehung zwischen zwei Begriffen, die voneinander abhängen
Für unsere Zwecke ist ein ethnologisch/soziologisch konstituierter Kulturbegriff als Arbeitshypothese sinnvoll, der als System aus verschiedenen (dynamischen) Faktoren angenommen wird: Kultur verstehen wir hier als ein offenes, dynamisches und in sich teilweise widersprüchliches, konstruiertes (→ Konstruktivismus) System, das Werte, Normen und das staatliche System sowie konkrete Verhaltensmuster und –regeln einer Großgruppe (z.B. der Bürger eines Landes) aufbaut. Diese vier Elemente werden im Wesentlichen geteilt, was die Orientierung und das Handeln in der gemeinsamen Kultur einfacher und vorhersagbarer macht, und sie sind historisch, religiös, sozial, usw. begründet und vielfach auch zufällig zustande gekommen.
Das grundlegende, erste Element in dieser Definition sind geteilte Werte (etwa wie der Begriff Moral = lat. mos, mores: Sitten und Gebräuche), die von den meisten Kulturträgern zwar in ihrer applicatio, nicht aber in ihrer Genese oder Begründung erklärt werden können. Das zweite Element einer Kultur sind die faktischen Gegebenheiten an ihren Wirkorten, die eine Basis für alles Handeln sowohl historisch als auch aktuell sind. Dazu gehören von der Bevölke¬rungs-dichte über den Urbanitätsgrad bis zu Wetterbedingungen und der Vermögensverteilung in einer Gesellschaft, von der Alphabetisierungsquote über die Pressefreiheit bis zur Rechtssicherheit, usw...
Aus den (I) Werten und den (II) Fakten sowie der Geschichte einer Großgruppe ergibt sich als drittes Element der Kultur ein staatliches (oder in Failed States ein tribales) System von Rechtsnormen und Durchsetzungsinstanzen. Die oft unsichtbare Summe von Fakten, Normen, impliziter Anerkennung derselben und historischer Entwicklung bildet das staatliche, juristische, usw. System, in dem alle Individuen handeln. Das vierte Element einer Kultur sind die von den Individuen befolgten konkreten Verhaltensregeln, die teilweise sichtbar sind. Sie können z.B. in Trainings teilweise erlernt werden und bilden oft den Hauptteil der Annäherung an eine fremde Kultur, die sog. „Dos and don´ts“.
Im Gegensatz zu dem zumeist auf Kunst und "Geisteskultur" eingegrenzten engen Kulturbegriff des Feuilletons, bezieht sich der erweiterte Kulturbegriff eher auf allgemeine lebensweltliche Zusammenhänge. Hierzu zählen Religion, Ethik, Recht, Technik, Bildungssysteme, materielle und immaterielle Produkte ebenso wie Umweltprobleme. Ein solcher erweiterter Kulturbegriff wird durch Eingrenzungen z.B. auf nationale und geographische Territorien oder auf bestimmte Zeit-Räume geschlossen und fungiert damit gleichzeitig als Abgrenzungsbegriff. Vor dem Hintergrund der beginnenden Auflösung nationalstaatlicher Strukturen und der verstärkten Etablierung transnationaler Organisationen wird gegenwärtig vielfach ein offener Kulturbegriff favorisiert.
"Kulturen" werden in diesem Verständnis durch beliebige, mehr oder minder große Kollektive repräsentiert, die nach außen durch offene Netzwerkverbindungen charakterisiert sind. Eine Community im Internet stellt in diesem Sinne ebenso eine "Kultur" dar, wie es bei einem Nationalstaat der Fall ist. Durch den offenen Netzwerkcharakter der jeweiligen Kollektive wird vor allem die Prozesshaftigkeit und Wandelbarkeit von "Kulturen" betont.
„Kultur“ wird auch heute vielfach immer noch als Repräsentant des Schönen, Wahren und Guten verstanden. Der Begriff ist damit eingeengt auf die zweite Bedeutung von „cultura“: auf Kunst und Geisteskultur. Ein solcher enger Kulturbegriff beinhaltet immer auch das Bemühen um Abgrenzung gegenüber allem demzufolge „Nicht-Kultivierten“, wozu nicht zuletzt auch die „Massenkultur“ (H.Marcuse) zählt. Dass gerade mit diesen Argumenten immer noch soziale und politische Machtverhältnisse begründet und Kriege geführt werden, zeigt die Problematik und Gefahr, die mit der Verwendung des engen Kulturbegriffs verbunden ist.
Das Modell geht zurück auf Edwar Twitchell Hall.
Von Geert Hofstede in den 60er Jahren entwickeltes, sehr umstrittenes Indexsystem, das Wertorientierungen unterschiedlicher Kulturen identifizier en soll. Dem liegt die vielfach bezweifelte Vorstellung zugrunde, dass man kollektives Verhalten messen und bis auf die zweite Nachkommastelle in Zahlen ausdrücken könnte. Das Indexsystem definiert vier, später sechs kulturelle Dimensionen, nämlich "Machtdistanz", "Kollektivismus/ Individualismus", "Maskulinität/ Femininität", "Unsicherheitsvermeidung" und "Langfrist-/ Kurzfristorientierung". Aufgrund einer in 50 Ländern unter 116.000 IBM-Mitarbeitern durchgeführten Befragung erstellte Hofstede Länderindices, denen z.B. die jeweiligen Ausprägungen der einzelnen Kulturdimensionen zu entnehmen sind. Die inzwischen 40 Jahre alten Daten lassen die Studie heute nur noch aus historischer Sicht interessant erscheinen. Hinzu kommt, dass heute mit dem hier verwendeten geschlossenen Kulturbegriff nicht mehr angemessen argumentiert werden kann.
In der modernen wissenschaftlichen Diskussion wird das Modell der Kulturdimensionen als solches als unwissenschaftliche betrachtet, da (1) von Wüschen auf Einstellungen geschlossen wird, da (2) der qualitative und kulturspezifische Aspekt der Frageformulierungen völlig ignoriert wird und da (3) das Konstrukt der Kulturdimension statisch und obendrein reduktionistisch ist. Von der Verwendung dieses Modells kann nur abgeraten werden.
ist eine Haltung gegenüber anderen Kulturen, die davon ausgeht, dass die eigenen Werte von anderen nur dann akzeptiert werden müssen, wenn man selber auch die Werte anderer akzeptiert, ganz egal was man davon hält.
In seiner radikaleren Form postuliert der Kulturrelativismus sogar, dass man fremde Werte nicht nur hinnehmen, sondern als dort gültig auch als dort „richtig“ annehmen sollte. Ein solches Argument öffnet der Zustimmung zu jeder Art von Grausamkeit Tür und Tor. Nach dem Motto „Frauentötung ist dort eben eine Tradition“ könnte man so ernsthaft fordern, die Kultur der Frauentötung in bestimmten Ländern eben für „zumindest dort vor Ort richtig und angemessen“ zu halten.
Das absolute Gegenteil von Kulturrelativismus nennt man => Unilateralismus.
Ausgeprägte und stark persönlichkeitsverändernde Fremdheitserfahrung, die zu erheblichen Handlungshemmungen führt. Ein solcher. „Kulturschock“ kann, muss aber keineswegs zwangsläufig auftreten, wenn man für einen längeren Zeitraum im Ausland lebt und in seine Heimat zurückkehrt. Der „Erfinder“ dieses Begriffs, Kalvero Oberg, hat bereits 1960 verschiedene Phasen des Kulturschocks beschrieben, die sich idealtypisch in einem U-förmigen Verlauf anordnen lassen. Sie lassen sich wie folgt beschreiben:
(1) Euphorie: Man freut sich auf das Neue und reagiert anfangs überschwänglich, weil man nur das (positiv) Erwartete wahrnimmt.
(2) Missverständnisse: Man erkennt die Normalitätsregeln der Zielkultur teilweise nicht und erzeugt Missverständnisse, weist sich aber als Neuankömmling die Schuld selbst zu.
(3) Kollisionen: Die Ursachen der Missverständnisse bleiben einem verborgen, man weist den anderen die Schuld zu, resigniert teilweise und neigt zu einer starken Aufwertung der eigenen Kultur.
(4) Unterschiede werden akzeptiert und Widersprüche ausgehalten. Man bemüht sich um ein Verstehen.
(5) Akkulturation: Man versteht die Unterschiede weitgehend und tendiert zur Übernahme fremdkulturspezifischer Verhaltensmerkmale.
Aus der Psychologie kommt mit den Forschungsarbeiten von Prof. Dr. Alexander Thomas der Begriff der Kulturstandards. Hier geht es darum, individuell messbare Verhaltensstandards so in eine soziale Kategorie zu überführen, dass ein Kernbereich von üblichem Verhalten und (noch tolerierte) Randbereiche beschrieben werden können.
Versuche zahlreicher Unternehmen, Produkte oder auch Produktwerbung weltweit anzugleichen, sind in der Vergangenheit häufig daran gescheitert, dass kulturspezifische Gewohnheiten, Geschmäcker und Wahrnehmungsformen nicht hinreichend berücksichtigt worden sind. Und so sind heute selbst Weltmarken keine „Welt“marken im Sinne einer universalen Standardisierung: Eine „Marlboro“ in Polen liegt bezogen auf den Teer- und Nikotingehalt erheblich über dem Niveau ihres US-amerikanischen Gegenstücks, ein Weichspülmittel wie „Vernell“ enthält länderspezifisch unterschiedliche Geruchsstoffe, und der „Nescafe“ in Italien ist beispielsweise wesentlich schärfer gebrannt als der in England.
Derartige Unterschiede bestehen vor allem deshalb, weil sich in den einzelnen Kulturen über Jahrhunderte hinweg sehr unterschiedliche Erfahrungs- und Wahrnehmungswelten herausgebildet haben, die noch heute in der einen Kultur als „normal“ erscheinen lassen, was in einer anderen Kultur vollkommen unakzeptabel wäre. Ursachen hierfür sind z.B. spezifische klimatische Verhältnisse, besondere Technologien oder auch konzeptionelle Eigenarten von Sprachen.
Während praktisch alle Lebewesen ein soziales Verhaltensrepertoire haben (Hunde bilden eine Meute, Pinguine brüten abwechselnd, Orcas jagen gemeinsam, usw.), haben nur Menschen auch ein kulturelles Verhaltensrepertoire. Dies bedeutet nämlich, dass sie auch Werte und deren Symbole erlernen, interpretieren und weitergeben können. Wenn eine größere Gruppe von Menschen ähnlichen systemischen und historischen Bedingungen ausgesetzt ist, also eine Generation mit ähnlichen generationalen Erfahrungen in einem Land mit gleicher Sprache, dem gleichen Bildungssystem, Medienangebot, usw. , so nennen wir diese Menschengruppe die Kulturträger dieser Kultur.
Wissen primär nicht über kulturelle Fakten und „Normen“ als vielmehr über deren Hintergründe und Systemzusammenhänge und Werte der eigenen und einer fremden Kultur. Kulturwissen entsteht in der eigenen Kultur im Prozess der -> Enkulturation und in einer später erlebten, fremden Kultur in Form der -> Akkulturation.
Neues Kulturwissen macht altes Kulturwissen nicht unwirksam oder vergessen, aber es kann dieses relativieren und in Frage stellen.
Der Begriff der „Lakune“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet: „eine Lücke“. Er ist in der Sprachwissenschaft in vielen Sprachen aufgenommen worden und beschreibt z.B. in Übersetzungen Wörterlücken, für die es in der Zielsprache keinen treffenden Ausdruck gibt. Man unterscheidet solche „Lücken“ grundsätzlich zunächst in drei Bereichen: mentale Lakunen (es gibt diese Vorstellung nicht), Tätigkeitslakunen (man tut etwas bestimtes in der anderen Kultur nicht) und Gegenstandslakunen (es gibt bestimmte gegenständliche Erfahrungen in einer anderen Kultur nicht oder nicht so). Ertelt-Vieth 2004.
ist ein aus der deutschen Soziologie stammender Begriff, der die soziale Zugehörigkeit eines Menschen in seiner Umgebung definiert. Sie trennt die, die man kennt und die dazugehören (Wir), von denen, die nicht dazugehören (Sie): die ›Anderen‹, die ›Fremden‹, ›die da oben‹ oder ›die da unten‹. Die Lebenswelt ist immer eine intersubjektive Kulturwelt, auf die man sich gemeinsam mit seinen Mitmenschen verständigt, die ständig neu ausgehandlet wird, und deren Basis die => Mémoire collective ist. Alle Tatsachen der Lebenswelt sind immer schon interpretierte und => konstruierte Tatsachen, die auf Sinnzusammenhänge und Deutungsmuster verweisen, die Erfahrung und Handeln in der alltäglichen Welt ermöglichen. Beim Erfassen der Lebenswelt ist man weitgehend auf in Interviews erfragte lebensgeschichtliche Erzählungen verwiesen (=> oral history)
bezeichnet eine eingeforderte und vorbildhafte Kultur im Sinne eines bestimmten Wertekanons und bestimmter Verhaltensmuster.
Sprache, die von Kommunikationspartnern mit unterschiedlicher Ausgangssprache verwendet wird, um die Kommunikation zu erleichtern. Eine klassische lingua franca ist heute Englisch als Fremdsprache, das besser als „Internationalish“ oder „Globish“ bezeichnet wird.
ist ein Begriff aus den USA. Auf Deutsch: Schmelztiegel, also eine sehr heiße Pfanne, in der Materialien so stark erhitzt werden, dass sie ihre Form verlieren und zu einem einzigen Brei verschmelzen. Der Begriff ist als Metapher gewalttätig und zielt auf die Zerstörung von kulturellen Eigenheiten einzelner Menschen. Wahrscheinlich war den Autoren des Begriffes nicht klar, wie gewalttätig dieses Bild ist.
=> Hermeneutisch ist der Begriff falsch, weil er voraussetzt, dass ursprüngliche Prägungen und Erfahrungen „eingeschmolzen“ werden könnten. As ist naiv, weil es ein völliges Vergessen des bisherigen Lebens voraussetzt.
Heute wird anstelle dieses Begriffes lieber die Metapher der => „Salad Bowl“ verwendet, die ausdrücken soll, dass eine Tomate auch eine Tomate bleibt, auch wenn sie mit Oliven und Zwiebeln in derselben Schüssel liegt. Diese Metapher ist ebenfalls Unfug.
ist ein Schlüsselkonzept für uns, weil es erstmals ein Modell für ein sozial geprägtes Gedächtnis darstellt. Von Maurice Halbwachs entwickelt, und 1925 in seinem Buch „Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen“ sowie in dem 1950 posthum veröffentlichten „Das kollektive Gedächtnis“ dargestellt, ermöglicht uns dieses Konzept eine Theorie von dem sozial geprägten Gedächtnis des Individuum. Halbwachs wurde 1945 von den Deutschen ermordet. Der Begriff macht alle vorwissenschaftlichen und alltagssprachlich beliebten Ideen wie „Mentalität“ usw. überflüssig, weil er sehr präzise fasst, wie ein Gedächtnis sozial konstituiert wird. Jan Assmann erweiterte in den 1980ern diese Theorie um die Differenzierung zwischen einem kommunikativen Gedächtnis – im Gespräch zwischen Menschen – und einem kulturellen Gedächtnis, das in Form von Monumenten usw. länger als 80 Jahre überleben kann, jedoch fortlaufend neu interpretiert wird.
Erinnerung – auch individuelle Erinnerung – ist sozial bedingt und hängt von dem ab, was wir in unserer Kindheit und Jugend erlenen und was uns über frühere Zeiten berichtet wird. Die Mémoire collective reicht etwa 80 Jahre zurück, da wir selten weiter als bis zu unseren Großeltern wirklich wesentliche Aussagen machen können. Die Mémoire collective „wandert“ also mit den Jahren mit, der Zeitraum verschiebt sich also jedes Jahr um ein Jahr.
ist ein vorwissenschaftlicher Begriff.
Unsere Wahrnehmung von Eigenem und Fremden ist über das direkte Wechselspiel von Selbst- und Fremdverständnis hinaus auch wesentlich dadurch geprägt, was wir annehmen bzw. vermuten, was andere von uns denken und erwarten. Man spricht in diesem Zusammenhang von „Metabildern“. Wenn ich z.B. vermute, dass der Andere von mir erwartet, dass ich in einer bestimmten Kleidung zu einer Veranstaltung gehe, die er auch besucht, so kann diese Vermutung bzw. dieses Metabild für mich durchaus handlungsleitend sein und mich zur Wahl entsprechender Kleidungsstücke motivieren. Hieraus folgt: Wenn wir Fremdes (und Eigenes) wahrnehmen und verstehen, dann geschieht dies immer auf der Grundlage des wechselseitigen Zusammenhangs von Selbst-, Fremd- und Metabildern.
Fähigkeit, über Kommunikationsprozesse zu kommunizieren oder m.a.W.: Probleme, die im interkulturellen Handeln auftreten, mit allen Beteiligten früh genug thematisieren können.
von lat.: metaphora aber eigentlich aus dem Altgriechischen: μεταφορά, wörtlich „Übertragung“, bedeutet anderswohin tragen. Die Metapher ist ein sprachlicher Ausdruck, bei dem ein Wort (oder eine Wortgruppe) aus seinem eigentlichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen übertragen wird, ohne dass ein direkter Vergleich die Beziehung zwischen Bezeichnendem und Bezeichnetem verdeutlicht. Es handelt sich also um eine bildliche Übertragung.
In der Diskussion um interkulturelle Kommunikation sind räumliche (= spatiale) Metaphern besonders häufig, z.B. der => „Dritte Ort“ für das Zwischen, an dem interkulturelle Kommu-nikation stattfinden kann – also zwischen zwei oder mehr Kommunikationsteilnehmern. Diese Metaphern sind zugleich besonders problematisch, weil sie erstens viel zu stark vereinfachen und zweitens statisch sind. Räume sind per se statisch und wenn man Kulturen als „Kisten“ oder Kreise beschreibt und darstellt, dann verliert man ihren => konstruierten Charakter und ihre Veränderlichkeit aus dem Blick. Daher sollte man solche räumlichen Metaphern meiden.
Viele interkulturelle Missverständnisse und Probleme resultieren daraus, dass man sich der Kulturgebundenheit der eigenen und der spezifischen Wahrnehmungsweise seines fremdkulturellen Partners nicht hinreichend bewusst ist: Es werden Dinge und Sachverhalte als unhinterfragt „normal“ angesehen, die für die Wahrnehmungsgewohnheiten des anderen keineswegs plausibel sind. Wird dieser Plausibilitätsmangel nicht thematisiert (--> Metakommunikation) oder wird der Sachverhalt solange „um-interpretiert“, bis er aus der eigenen Sichtweise heraus plausibel zu scheint, bauen alle weiteren Interaktionen zwischen den Beteiligten auf der trügerischen Annahme auf, man hätte z.B. eine gemeinsame Argumentationsbasis. Faktisch argumentiert man jedoch auf ganz unterschiedlichen Ebenen (ohne es zunächst zu merken). Wenn das gegenseitige Missverstehen dann offenkundig wird, ist die eigentliche Ursache meistens gar nicht mehr bekannt, womit es dann umso schwieriger wird, eine neutrale Beziehungsebene zurückzuerlangen.
beschreibt das Nebeneinander verschiedener Gruppen, die sich kulturell unterscheiden und nicht oder kaum miteinander Umgang haben, diesen sogar oft gezielt vermeiden, ja abwertend und negativ konnotieren und die mitunter auch in abgeschotteten Parallelwelten leben.
Der zentrale Unterschied zwischen multikulturell und interkulturell besteht darin, dass Multikulturalität eher rückwärts gerichtet ist und auf den Erhalt von Eigenarten und Unterschieden fokussiert, während Interkulturalität eher vorwärts gerichtet ist, und Verständigung und Miteinander sucht.
Mit „Multikulturalität“ wird also in erster Linie eine soziale Organisationsstruktur bezeichnet. Ist das Inter-agieren, die Interkulturalität, zwischen kulturell unterschiedlichen Gruppen kann von nahezu inexistent bis stark ausgeprägt alle Intensitäten aufweisen.
Vielfach wird im Alltagsgebrauch Multikulturalität mit Interkulturalität verwechselt, weil fälschlich angenommen wird, nur weil Menschen unterschiedlicher Kultur z.B. in der gleichen Straße, dem gleichen Stadtteil usw. wohnten, würden sie schon sozialen und kulturellen Austausch pflegen und die oberflächliche Annäherung (ethnische Restaurants, usw.) führe schon zu wechselseitigem Verstehen. Diese Vorstellung ist so naiv und falsch wie die -> Kontakthypothese und übersieht außerdem den gewinnorientierten Charakter einer Seite dieser Begegnung, der sich in -> depravokulturellen und/oder -> fraudekulturellen Angeboten von Kulturmarkern als Teil des Produktes manifestiert.
ist ein Konzept, das die Distanz bzw. den Grad der Fremdheit in den Blick nimmt. Ähnlich wie in der Linguistik die sog. „typologische Distanz“ zwischen Sprachen ferner oder näher sein kann (deutsch-chinesisch ist ferner als deutsch-schwedisch), kann auch die kulturelle Distanz zwischen zwei Kulturen größer oder kleiner sein. Zwischen Deutschland und den Niederlanden ist die kulturelle, religiöse, sprachliche, mediale, weltanschauliche usw. Distanz geringer als zwischen Deutschland und Vietnam. Eine besonders geringe Distanz hat Folgen, die oft unberücksichtigt bleiben: Wer in einer kulturell sehr nahen Fremde kommuniziert, z.B. Deutsche in Österreich oder Briten in Irland, der nimmt an, dass alles so ähnlich oder sogar genauso wie zu Hause sei. Diese Ausgangsposition verringert die Toleranz für Neues und Überraschendes ganz enorm, weshalb hier die Offenheit für Anderes besonders gering ist und folglich Konflikte früher entstehen. Die geringe Abweichung von der eigenen Norm wird weniger hingenommen als eine große Abweichung bei einer schon antizipierten Andersheit.
Das wird besonders sichtbar im Alltagshandeln, wenn es also um die scheinbar „kleinen Dinge“ des Lebens geht: wie man bei Tisch sitzt, wie man Höflichkeit ausdrückt, usw.
ist eine Form der Äußerung, die nicht mit Wörtern =>verbal erfolgt und auch nicht sonst mit der Stimme wie z.B. durch Lautstärke, Tonhöhe, Intonation usw., was als => paraverbal bezeichnet würde. Es gibt neben den stimmlich realisierten Äußerungen durch Wörter oder Töne noch eine Vielzahl an Zeichen, Gesten und anderen Wegen um etwas auszudrücken. Der Gesichtsausdruck (Grimassen, u.s.w.)
Erwartete Normen und Routinen z.B. des Alltags treten ein und werden als solche nicht hinterfragt, weil sie eine Plausibilität der Handlungskontexte garantieren. Normalitätserfahrungen zählen zu den Bedingungen, um etwas als kulturell „Eigenes“ deklarieren zu können.
ist ein Begriff, der ursprünglich aus der Psychologie kommt und dort zusammen mit der => Diskrepanzannahme die Grundlage für diagnostische Feststellungen bildet. In der Psychologie bezieht sich der Begriff auf einen messbaren Mittelwert, der als Normalität definiert wird.
In der interkulturellen Kommunikation wird der Begriff völlig anders verwendet, nämlich aus dem Blickwinkel des jeweiligen Individuums. Man beschreibt damit Annahmen, die ein Mensch für sich selber als „normal“ oder „richtig“ empfindet. Dies sind vor allem Hypothesen bezüglich der Handlungsroutinen und Werte in einer bekannten Umwelt, also z.B. wie, wo und wann man sich begrüßt oder ganz allgemein: Wie man auf alltägliche Situationen angemessen reagiert. In diesem Fall heißt „angemessen“ so zu reagieren, wie die meisten anderen es auch erwarten und daher für plausibel halten.
N werden üblicherweise während der => Enkulturation erworben und sind lebenslange Begleiter, auch wenn sie später in Phasen der => Akkulturation mit anderen N konfrontiert und dadurch auch relativiert werden (können).
Die N sind ihren Trägern in der Regel nicht bewusst („Fish don´t see water“) und werden erst sichtbar, wenn sie nicht eingehalten werden. Wenn Andere sich nicht entsprechend meiner N verhalten, kann ich ihr Verhalten schwer oder gar nicht einschätzen. Übliche Reaktionen darauf sind eine => deklarierte Dysfuktionalität (grch.: falsche Funktion), also etwa: „Die sind unpünktlich, schmutzig, nicht zuverlässig!“ Nicht bestätigte N führen meist zu Verunsicherung, was zu Unklarheit („Wie meinst du das denn jetzt?“) oder zu Ablehnung („Du funktionierst nicht richtig“) bis zu kategorischer Verweigerung („Du machst es/alles falsch“) führt. Die Haltung der Verweigerung kann über Jahre und Jahrzehnte anhalten und => petrifizieren, wenn z.B. => Expatriates nach Jahren in einem anderen Land noch immer die eigenen N einfordern („ich bin schon 20 Jahre hier und ärgere mich jeden Tag über das lokale Verhalten!“)
Kulturen verfügen über eine sog. Oberflächenstruktur, die wahrnehmbar ist, wie etwa Gebäude, Riten oder auch die Sprache. Die Tiefenstruktur liefert das Konzept, die in dieser Kultur bekannten Bedeutungen und Interpretationen des Wahrnehmbaren (Wertesystem). So sagt etwa die Raumaufteilung in Bürogebäuden sehr viel über gesellschaftlich praktizierte Rangordnungen aus, wie umgekehrt die Raumaufteilung auch ein wichtiges Element darstellt, um derartige Rangordnungen zu tradieren oder zu modifizieren. (--> Eisbergmodell)
Offenheit bezieht sich vor allem auf die Bereitschaft Erfahrungen zu sammeln. Je mehr man sich Erfahrungen von Fremdem öffnet, desto differenzierter bilden sich die eigenen Wahrnehmungsschemata aus. Dies ist wiederum Voraussetzung, um stereotype Denkweisen aufzubrechen. --> Flexibilität
ist das passsende Adjektiv für die kulturelle Verfasstheit einer Firma, also für die => Unternehmenskultur. Dies ist u.U. der mehrere Kulturen überspannende Anspruch einer bestimmten Verhaltensweise mit eigenen Werte und Regeln innerhalb einer großen Firma, der dort als globale Vision und Mission offensiv vertreten wird. Dieser Anspruch soll einerseits die Kommunikation innerhalb der Firma erleichtern, andererseits auch Identität stiften, so wie das Erziehung und Zugehörigkeit zu jedem anderen sozialen Kollektiv auch schaffen.
ist neben =>verbal (=gesprochene Wörter) und => nonverbal (Gesten, Zeichen) eine weitere Kategorie von Ausdrucksmöglichkeiten. Zu den wichtigsten paraverbalen Elementen gehören die Betonung, die Lautstärke,...
bedeutet kulturell armselig. Dies beschreibt beispielsweise die armseligen Versuche, kulturelle Zusammenhänge als Produkt für Kunden zugänglich zu machen. Die hierbei regelmäßig vorgenommene Vereinfachung, => Reifizierung, => Petrifizierung und Reduktion auf wenige ärmliche Bilder und Symbole ist eben nur eines: armselig, also pauperkulturell. Will man die Kunden in ihrer Vorstellungswelt da abholen, wo sie sich identifizieren können, muss die fremde Kultur notwendig mit sehr wenigen Schlagwörtern dargestellt werden. Wird sie dabei über die armselige Vereinfachung hinaus noch vorsätzlich zur Karrikatur gemacht, wie das in Vergnügungsparks der Fall ist, so ist das nicht nur pauperkulturell (pauper ex proposito), sondern auch schon => depravokulturell.
Der Begriff „plausibel“ heißt ursprünglich, dass etwas so einleuchtend und überzeugend ist, dass es Beifall verdient (lat. plaudere: Beifall klatschen). Plausibilität ist also das Gefühl, dass man etwas völlig versteht, weil es einleuchtend und überzeugend ist – und das heißt, dass es zu den eigenen Werten passt. Daher ist Plausibilität neben dem Empfinden von Normalität und der Möglichkeit zu Routinehandeln einer der wesentlichen Faktoren, um eine bestimmte Umwelt oder "Kultur" als "eigene" klassifizieren zu können, und sich handlungssicher zu fühlen. In Situationen der Fremdbegegnung sind viele Erlebnisse zwar nach fremdkulturellen Schemata plausibel, aber diese Plausibilität erschließt sich uns nicht, weil wir keine (ausreichende) Kenntnis der fremdkulturellen Werte und Systeme haben.
Wenn wir Situationen erleben oder Dinge wahrnehmen, die nicht in unser Weltbild passen, dann besteht immer die Versuchung, sie für unsere Weltsicht „passend“ zu machen. Wir sind daher leider geneigt, unsere Wahrnehmung auf das einzuschränken, was wir für „passend“ halten und das Wenige, das wir dann wahrnehmen uns selber so zu erklären, dass die Wahrnehmung in ihrer Gesamtheit möglichst stimmig und widerspruchsfrei ist. Dieses Bedürfnis nach einer einleuchtenden und überzeugenden Umwelt führt dazu, dass wir Erklärungen annehmen, die bisweilen völlig falsch sein können, nur um unsere Wahrnehmung einleuchtend zu machen. Wenn wir das Gefühl haben, dass unsere eigene Erklärung und Interpretation zu einer befriedigenden und irgendwie verständlichen Welt führt, gibt uns das Sicherheit.
bezeichnet ursprünglich das Bemühen, Ausdrücke und Handlungen zu vermeiden, die Gruppen von Menschen oder auch nur Einzelne kränken oder beleidigen könnten. Aus dieser Idee ist eine Bewegung geworden, die das Recht des Einzelnen auf Schutz leicht über rechtsstaatliche Grundrechte wie die Meinungsfreiheit stellt. Da alle Menschen bei ihrem Handeln immer auch von der Angst vor der sozialen Isolation angetrieben werden – keiner will in einer Gruppe oder der Gesellschaft außen stehen – setzen sie sich dem Risiko eine unbequeme Meinung zu haben nur selten aus. Um nicht ausgegrenzt zu werden, beobachtet der Einzelne in der Regel häufig seine Umgebung auf der Suche nach der gerade vorherrschenden Meinung – und passt sich ihr dann an.
bezieht sich wie => bikulturell auf den einzelnen Menschen und nicht auf eine Gruppe. Wenn Menschen z.B. aus Mischehen stammen und in einem Land leben, das nicht das Herkunftsland seiner Eltern ist, so werden sie sich u.U. drei oder mehr kulturellen Handlungszusammenhängen, Regelsystemen und Werten verpflichtet fühlen. Solche Menschen sind – als Individuen – polykulturell, was in manchen Theorien auch unter => transkulturell subsummiert würde. Tatsächlich unterscheiden sich die beiden Begriffe aber.
Bikulturell
bezieht sich wie => polykulturell auf den einzelnen Menschen und nicht auf eine Gruppe. Wenn Menschen z.B. aus Mischehen stammen, so werden sie sich u.U. zwei kulturellen Handlungszusammenhängen, Regelsystemen und Werten verpflichtet fühlen. Solche Menschen bezeichnet man als bikulturell. Ihnen kann möglicherweise leichter interkulturelle Kommunikation gelingen als anderen, weil sie nicht nur über ein komplexere => Enkulturation verfügen, sondern auch die schmerzhafte erste Relativierung der Enkulturation schon gemeistert haben.
Als Gegenteil von --> Ethnozentrismus: Der Versuch, interkulturelle Handlungszusammen-hänge nicht ausschließlich vor dem Hintergrund der eigenkulturellen Erfahrungen zu interpretieren, sondern für das Handeln der Anderen zu unterstellen, dass es mir unbekannte Werte und Normen geben kann. Polyzentrismus ist der (häufige) Versuch, die Eigenständigkeit anderer Kulturen anzuerkennen und kulturspezifische Wertungen zu relativieren. Dabei handelt es sich nur um ein theoretisches Ziel. Niemand kann (oder sollte) versuchen, Handlungen mit einem (zunächst) unbekannten Hintergrund ohne die eigenen Maßstäbe zu betrachten; es geht vielmehr darum, die eigenen Maßstäbe um weitere bekannte oder auch die Möglichkeit von unbekannten Maßstäben zu bereichern.
Polyzentrismus findet da sein Grenze, wo die Grenzen der eigenen -> Toleranz erreicht sind.
"Wiedereingliederung" in den kulturellen Ausgangskontext - z.B. nach einer Auslandsentsendung. In der interkulturellen Personalentwicklung wird Reintegrationsmaßnahmen eine zentrale Bedeutung bereits während der Entsendung beigemessen. Sie zählen zur Karriereplanung der Entsandten und spielen vor allem in Hinblick auf die Mitarbeitermotivation eine entscheidende Rolle.
Rückbezüglichkeit, Wechselseitigkeit: Eine grundlegende Bedingung für den Aufbau von Interaktionsbeziehungen und für die Konstituierung von "Kulturen" i.S. von Lebenswelten.
Unter „Rollendistanz“ versteht man die Fähigkeit, sich gleichsam selbst „auf den Kopf gucken“, sich also in seinem eigenen Handeln beobachten zu können. Damit vergegenständlicht man in gewisser Weise natürlich auch den gesamten (interkulturellen) Handlungskontext, was es erleichtert, die Differenz zwischen Eigenem und Fremdem zu reflektieren. Selbstbeobachtung in diesem Sinne ist letztlich auch eine Grundlage für selbstkontrolliertes Handeln, was keineswegs auf Emotionslosigkeit hinauslaufen soll oder muss.
beschreibt heutzutage in den USA das Zusammenleben kulturell verschiedener Gruppen.
Kognitive Struktur, die Wahrnehmungen bzw. Wissen organisiert. Vermutlich sind Schemata als Cluster organisiert. Man kann sich dies am Beispiel von Assoziationsketten verdeutlichen: Z.B. werden Assoziationen zum Begriff „Einsamkeit“ kulturell sehr unterschiedlich ausfallen und auch zu sehr unterschiedlichen Assoziationsnetzwerken weiterleiten. Je differenzierter derartige Schemata ausgeprägt sind, desto geringer ist die Gefahr einer stereotypengeprägten Weltsicht.
Wenn man sich ein Tennisfeld vorstellt, an dem jede Nacht heimlich die Grundlinie um 5 Millimeter in Richtung Netz verschoben wird, hat man eine gute Vorstellung von „Shifting Baselines“. Der Begriff beschreibt das Phänomen, dass bestimmte Beobachtungen, Phänomene, auch Werte und anderes sich über die Jahre und Jahrzehnte unmerklich verändern, sodass nach einer Generation (manchmal auch schneller) Dinge für völlig normal gehalten werden, die noch wenige Jahre oder Jahrzehnte früher ein Skandal gewesen wären. Der Beobachtende ist sich nicht darüber im Klaren, dass das beobachtete Phänomen oder/und seine Wahrnehmung sich unmerklich verändert haben. Der Vergleich mit der ursprünglichen Ausgangsgröße (die ursprüngliche Position der Grundlinie beim Tennis) ist nicht mehr herzustellen.
Das eine existiert nur in Abhängigkeit vom anderen: Bei Definitionen des Fremden kommen nicht „objektive“ Kriterien zur Geltung, die Einschätzung dieses Fremden in Bezug auf einen selbst. Unsere Beziehung zum Anderen entscheidet darüber, wie „fern“ oder "fremd" es für uns ist. Viel folgenreicher noch ist der Umstand, dass wir nicht nur das andere, sondern auch uns selbst über die Einschätzung dieser Beziehung definieren; ein Sachverhalt, der deutlich in dem von Psychologen und Philosophen häufig verwendeten Gegensatzpaar ego – alter ego zum Ausdruck kommt. Kurz gesagt: Wir definieren uns immer im Verhältnis zu anderen – und umgekehrt.
Hierbei handelt es sich in der Regel nicht um einmalige Definitionen: ob ich mich als „mager“, „dünn“, „vollschlank“ oder „dick“ bezeichne, hängt unter anderem auch davon ab, in welchem Bezugsverhältnis ich mich auf eine bestimmte Art und Weise einschätze. Fest steht, dass ein Selbstverständnis nicht möglich wäre, wenn es nicht den „Anderen“, „Fremden“ gäbe, mit dem ich mich vergleichen könnte. Umgekehrt ist auch mein Verständnis des Fremden in erster Linie davon abhängig, wie ich mich selbst in dieser Beziehung sehe.
Man spricht in diesem Zusammenhang von Selbst- und Fremdbildern, die in einem wechselseitigen Zusammenhang stehen und außerhalb dieses Zusammenhangs auch nicht denkbar wären. So können sich Selbsteinschätzungen in Abhängigkeit zu unterschiedlichen Fremdbildern vollkommen verändern. Das lässt sich an einem Beispiel gut vorstellen, wenn man überlegt, wie sich z.B. „wirtschaftliche Stärke“ aus deutscher Perspektive einerseits in Bezug auf die USA, andererseits in Bezug auf Mali definiert.
Selbstkontrolliertes Verhalten praktizieren; Fähigkeit zu Selbstorganisation und Zeitmanagement.
Der Sleeper-Effekt ist ein so merkwürdiger Effekt der menschlichen Erinnerung, dass die Forschung ihn lange ignorieren wollte, obwohl er schon im Zweiten Weltkrieg (Hovland 1940) nachgewiesen wurde. Er ist für die Entwicklung und Verfestigung von Stereotypen und Vorurteilen von großer Bedeutung. Im Kern geht es darum, dass wir mit der Zeit fast jeden Blödsinn glauben, wenn er nur oft genug wiederholt wird, obwohl wir beim ersten Hören die Quelle dieser Information für vollkommen unglaubwürdig einschätzen.
Normalerweise lassen wir uns zunächst nicht weiter beeindrucken, wenn wir Informationen aus einer völlig unqualifizierten und unglaubwürdigen Quelle bekommen. Da wir aber beim Erinnern die Information von ihrer Quelle trennen, und die Quelle viel schneller vergessen als die Information, halten wir oft nach längerer Zeit die Information für wahr und integrieren sie in unsere Weltsicht, obwohl wir anfangs wussten, dass es dummes Zeug war. Dieser Effekt ist umso stärker, je weniger tatsächliche Rückmeldung aus Tatsachen und eigenen Beobachtungen wir haben. Bei Informationen über fremde Kulturen, die wir selber nicht alle im Detail überprüfen können, ist die Gefahr groß, dass wir bald auch völlig falsche Informationen aus völlig unglaubwürdigen Quellen für wahr halten.
beschreibt die Summe der Fähigkeiten, des Wissens, der sozialen Erfahrung, der Lebenserfahrung, formaler Bildung und sozialer Verbindungen (auch Freunde, Bekannte, Zugang zu Berufsgruppen, Netzwerke, usw.), die ein Mensch im Laufe seines Lebens erwerben kann. Der Begriff ist an marxistische Theoriebildung angelehnt und beschreibt nicht mehr materielles Kapital, sondern in Anlehnung daran eben das „Kapital“, das dem Einzelnen für seine soziale Interaktion zur Verfügung steht. Je umfangreicher die Lebenserfahrung ist, je mehr Zugang man zu verschiedenen (vor allem auch: zu höheren) sozialen Gruppen gehabt hat, umso selbstverständlicher kann man sich dort bewegen. Ohne das entsprechende soziale Kapital bleibt man in den meisten Gruppen ein Außenseiter, eine Witzfigur.
Der Erwerb von Kenntnissen und Erfahrungen in einer fremden Kultur ist auch ein Erwerb von neuem sozialem Kapital. Zum modernen Management gehört neben dem Wissen um das angemessene Verhalten in beruflichen Kontexten auch Grundwissen über ein angemessenes Verhalten in kulturell unbekannten Kontexten als interkulturelles soziales Kapital. Einer der ersten Autoren, die den Erwerb von sozialem Kapital fördern wollten, war Freiherr Adolph => Knigge.
sichert ein der Gesellschaft adäquates Verhaltensvermögen. Sie findet durch Teilnahme an der => Kommunikation der Gesellschaft laufend statt. Eine besondere Art der Sozialisation ist Erziehung.
nennt man in der Theoriebildung der Kulturwissenschaften alle Modelle, die mit räumlichen Bildern, mit „Boxen“ und „Kisten“ und „Räumen“ operieren. Sie sind wegen der räumlichen Anschaulichkeit sehr beliebt, aber gerade wegen ihres räumlichen Charakters notwendig statisch und damit für die Beschreibung kommunikativer Prozesse gänzlich ungeeignet. Zu den bekanntesten spatialen Metaphern gehören das => Eisbergmodell, das => Pfirsichmodell und die Vorstellung des => Dritten Ortes
Stereotype Vorstellungen von uns selber und von anderen sind stark vereinfachte (in der Regel übervereinfachte) Meinungen über Menschen, soziale Kontakte, Verhaltensregeln und natürlich auch das berufliche Handeln wie Genauigkeit, Zuverlässigkeit, usw.. Der Begriff „Stereotyp“ kommt aus der Zeitungsdruckerei und wurde ursprünglich 1922 von Lippmann geprägt um solche Verallgemeinerungen zu beschreiben. Aufgrund der natürlichen Begrenzung in unserer mensch¬lichen Informationsverarbeitung sind solche Verallgemeinerungen grundsätzlich nicht nur sinnvoll, sondern sogar völlig unumgänglich.
Als vereinfachte Repräsentation der sozialen Umwelt dienen sie vor allem der effektiven Informationsverarbeitung und schnellen Orientierung, und sie sind keineswegs von jedem Einzelnen neu erfunden, sondern vielmehr sozial geteilte (und ständig sozial rückbestätigte) Überzeugungen. Indem man Stereotype mit anderen teilt, erfüllen sie außer der (primären) Orientierungs¬funktion zugleich noch eine weitere, wichtige Funktion, nämlich historisch die Traditionsbildung und aktuell die Kollektivbildung. Wir grenzen uns von andere ab, indem wir sagen: „die waren schon immer alle so und so“ und wir verstärken unsere Tradition, indem wir sagen: „wir sind schon immer so und so gewesen“.
Nicht an bestehenden Strukturen festhalten, sondern prozessorientiert handeln, Zufälligkeiten zulassen („kreatives Chaos“) und die Entstehung von qualitativ Neuem, das weder für die eine noch für die andere Kultur „typisch“ ist, befördern.
Der Begriff des Systems ist sehr vielfältig. In unserem Zusammenhang wird er für die Beschreibung von => Kulturen als Systeme verwendet. Kulturen werden beschrieben als Systeme, die nicht geschlossen, sondern offen sind, in sich widersprüchlich und auf Austausch mit anderen Systemen angelegt.
Von besonderer Bedeutung für uns ist der geschlossene Systembegriff von Niklas Luhmann, der in die Entwicklung der Idee von der => Autopoiesis eingegangen ist.
vgl. --> Metakommunikation: Unklare und eventuell missverständliche Situationen in der interkulturellen Kommunikation als solche ansprechen und nicht nach dem Motto „es wird sich schon von selbst regeln“ verdrängen.
Der ursprüngliche Begriff der Toleranz in Europa stammt aus dem Monotheismus: es gibt nur einen Gott und daher auch nur eine endgültige Wahrheit. Man kann tolerieren, dass Andere dieses Wahrheit (noch) nicht haben. Dies war also ein überheblicher und herablassender Duldungsbegriff nach dem Motto: „Ich habe zwar Recht, aber ich lasse Dich mal in Deiner Ignoranz Ruhe.“ Angesichts einer stark interdependenten Welt können wir viele Probleme in internationalen Teams oder auch für die Zukunft der Menschheit insgesamt aber nur noch gemeinsam lösen. Aus dieser Einsicht erwächst die Erkenntnis, dass ich Andere auch dann tolerieren muss, wenn ich nicht mit ihnen einverstanden bin, und wenn ich nicht sicher bin, dass meine Meinung die einzig wahre ist. Toleranz besteht z.B. darin, kulturelle Andersheit nicht zu bewerten, sondern als Andersheit zu akzeptieren und nach Möglichkeit zu verstehen suchen.
Der Begriff der aktiven Toleranz bedeutet, dass man verstanden hat, dass man selber auf den/die Anderen zugehen muss, und dass man den/die Anderen ertragen muss, um gemeinsam etwas zu erreichen. Er klammert das Recht-haben aus, und bedeutet im Unterschied zum monotheistisch inspirierten Begriff von vorn herein den Verzicht auf die Annahme, dass es nur eine Wahrheit geben könne. Das Aushandeln einer gemeinsamen Wahrheit für die Gegenwart, in Verbindung mit der Offenheit für weitere, andere Entwicklungen mit dem Ziel etwas gemeinsam zu erreichen, ist charakteristisch für aktive Toleranz.
ist ein Versuch, den Begriff der => konstruierten Differenz als einen durch alles hindurchgehenden Differenzbegriff zu verstehen, das den Anteil an Differenzen beschreibt, welcher sich niemals auflöst, sondern sogar aktiv genutzt wird, um verschieden von allen zu sein.
Differenzen sind vorübergehende Erscheinungen, die instabil werden. Sie haben eine orientierungsstiftende Funktion. Es gibt in der Philosophie mehrere Modelle mit Differenzen umzugehen. Entweder man lässt sie als Abgrenzungen stehen, oder man strebt im Sinne der => Hermeneutik eine => Horizontverschmelzung an. Drittens gibt es das Hegelsche Modell, Differenzen zwischen These und Antithese in einer Synthese (auf einer höheren Stufe) aufzuheben und neuerdings gibt es viertens den Vorschlag, bestehende Differenzen auch neu auszubauen, um seine Identität in einer globalisierten Welt weiter zu entwickeln in Differenz zu vielen anderen. Dieses dynamische Identitätskonzept fokussiert auf die Frage „wer ich werde“ und nicht, „wer ich bin“.
Die kontinuierlichen Austausch- und Änderungsprozesse von Kulturen können bei einigen Personen vielleicht zu einer Komplexitätssteigerung postnationaler Identitäten führen und trotz zunehmender Fragmentarisierung des Selbst die „Teilhabe an mehreren Kollektiv-Intersubjektivitäten“ ermöglichen. Ob jemals viele Menschen solche transdifferenten Identitäten ausbilden werden, ob das überhaupt geht, oder ob sich nicht als gegenläufige Bewegung => katakulturelle Modelle entwickeln, ist heute offen.
Transkulturell ist ein noch nicht einheitlich definierter Begriff.
Die parallele Entwicklung von eher dichotomischen Überlegungen zur Didaktik des Fremdverstehens (seit 1980) einerseits („die und wir“) und die eher hermeneutisch ausgerichteten Überlegungen zu einer interkulturellen Landeskunde (seit 1985) andererseits werden ergänzt durch eine dritte Theorielinie um Transkulturalität als einer weniger statischen und nicht essentialistischen Basis für die Zuschreibung kultureller Identität. Erstaunlicherweise bezieht sich diese Diskussion bis heute auf Arbeiten von Welsch (1995), der eine => monokulturelle, am Philosophen Johann Wolfgang Herder (1784) orientierte Auffassung der Kulturdefinition niederringen wollten, die es in der Fachdiskussion schon lange nicht mehr gibt. Das wurde von Welsch jedoch nicht erkannt.
Der Begriff Transkulturalität kann für zwei Erscheinungen verwendet werden.
Erstens als Begriff für dynamische Lebensformen, die die Grenzen von Nationalkulturen überschreiten und typischerweise durch Migration sowie durch die Wirkungen der weltweiten materiellen und immateriellen Kommunikationssysteme zustande kommen. Hierbei ist wesentlich, dass
(1) transkulturelle Elemente, z.B. bestimmte Haltungen gegenüber Freiheit oder Gleichberechtigung immer zusammen mit
(2) kulturellen Haltungen aus der Enkulturation und
(3) kulturspezifischen Haltungen aus der aktuellen Umgebung (mit allen ihren => Erzwingungsmechanismen) zusammen eine Mischung bilden. Es gibt also keine transkulturelle Identität, wohl aber transkulturelle Elemente in den Identitäten vieler Menschen.
Zweitens bezeichnet der Begriff dingliche oder diskursive Phänomene, die sich dadurch auszeichnen, dass sie entweder auf eine eindeutige Zugehörigkeitsbehauptung zu einzelnen Kulturen absichtlich verzichten, also zum Beispiel moderne, weltbürgerliche Identitäten, oder die solche kulturspezifischen Zugehörigkeiten nicht aufweisen können, wollen oder sollen, also Orte „außerhalb“ kulturspezifischer Deutungsmuster“ wie Flughäfen, Supermärkte, Einkaufszentren. Mit Transkulturalität sollen also kulturübergreifende Phänomene und Produkte, aber auch Verwischungen und „Verflüssigungen“ von Identität beschrieben werden, die am ehesten konstruktivistisch zu fassen sind, und in denen eigene Formen der Kommunikation ausgebildet werden. Sie sind nicht durch eindeutige kulturelle Zugehörigkeiten oder Abgrenzungen von Großgruppen wie Nationalstaaten zu charakterisieren.
Der Begriff bedeutet also
(1) „zwei oder mehr Kulturen übergreifend“ im Sinne einer gemeinsamen "allgemeinmenschlichen" Basis jenseits aller kulturellen Divergenzen oder
(2) nicht zu einer bestimmten Nationalkultur gehörend, im Sinne einer Mischung aus verschiedenen Quellen, oder
(3) im Sinne der „kulturungebundenen“ Dingwelt, die von globalen Konzernen heute so hergestellt wird, dass sie kulturübergreifend verkauft werden kann. Typische Beispiele aus der transkulturellen Dingwelt, die die „Oberfläche“ vieler Begegnungen darstellt, sind global vermarktete Möbel und Autos, Popmusik, Limonaden, große (aber keineswegs alle) Teile des Internets, Konferenzhotels, Piktogramme, CocaCola, Ikea, Jeans oder Fatfood usw. und westliche Medienprodukte wie „König der Löwen“ oder „Pocahontas“, deren Bilderwelt tatsächlich transkulturell ist: sie können in praktisch jeder Kultur problemlos verstanden und konsumiert werden.
Als Sozialisationsort der Transkulturalität darf man heute weltweit das Einkaufszentrum annehmen, in dem sich die Welt fortgesetzt als ihre eigene Raubkopie begegnet.
bezeichnet die Vorstellung, dass die eigenen Werte universell gelten oder gelten müssten. Der Universalismus geht weit über den => Ethnozentrismus hinaus, in welchem lediglich die eigenen Werte als die einzig richtigen behauptet werden, indem er ethnozentrische Vorstellungen (meine Werte sind die wahren Werte) mit einer religiös-missionarischen Haltung verbindet ( … und allen anderen müssen meine Werte erlernen und übernehmen). In der Folge der => Aufklärung hat zunächst Frankreich einen ausgeprägten Universalismus entwickelt und versucht, die => Zivilisation allen Menschen der Welt nahezubringen.
Heute gibt es einen religiösen Universalismus bei allen mosaischen Religionen, also im Judentum, Christentum und im Islam (manche Autoren würden den Kommunismus als viertes Element dazuzählen), der mit unterschiedlicher Intensität behauptet wird.
Zugleich gibt es auch einen säkularen Universalismus, der (nach dem Wegfall seines kommunistischen Gegenparts) als Verbreitung von westlichen Werten und Demokratie vor allem durch die USA betrieben wird.
ist die von der Unternehmensführung vorgegebene und vorgelebte Grundgesamtheit der gemeinsame Werte, Normen und Einstellungen, welche die Entscheidungen, die Handlungen und das Verhalten aller Mitarbeiter prägen sollen. In vielen Firmen wird heute das Bild, das die Firma nach außen und innen abgibt, als strategisch bedeutsam gesehen. Daher wird hier versucht, als Rahmen für das Handeln aller Mitarbeiter eine Unternehmenskultur festzuschreiben. So soll für alle Mitglieder der eigenen Firma ebenso wie für Außenstehende, z.B. Kunden, Lieferanten, Banken, eine bestimmte Wahrnehmung des Unternehmens sichergestellt werden. Je stärker Unternehmen international vernetzt sind, desto offener und allgemeiner müssen die unternehmenskulturellen Grundsätze bzw. "Unternehmensleitlinien" formuliert sein. Oftmals werden daraus in multinationalen Firmen extrem allgemein formulierte, -> transkulturelle Vorgaben, an die sich dann die Unternehmensleitung noch nicht einmal hält.
ist eine Kommunikation dann, wenn Wörter verwendet werden. Nicht alle Kommunikation erfolgt verbal, also durch Wörter. Es gibt auch => nonverbale Kommunikation mit Gesten und => paraverbale Kommunikation durch Betonung.
sind wie der Name schon sagt die um Urteile erweiterten statischen Vorstellungen und Einstellungen gegenüber Menschen oder Menschengruppen. Es handelt sich sozusagen um -> Stereotype plus Werturteile. Sie sind – genau wie die -> Stereotype durch -> Fossilierung charakterisiert und verallgemeinern anekdotische oder gar phantastische Erfahrungen, also Dinge die man nur einmal erlebt hat, oder Dinge, die man sich nur einbildet. Vorurteile können auch positiv sein: Jemand ist gut, weil er immer schon gut gewesen ist.
Wenn wir Situationen erleben oder Dinge wahrnehmen, die nicht in unser Weltbild passen könnten, ist die Gefahr sehr groß, dass wir sie ausblenden oder nus so wahrnehmen, dass sie nicht weiter stören.
Wertewandel und kultureller Wandel sind ineinander verflochten. Je komplexer die Kollektive sind, desto weniger ist deren Wandel steuerbar. Er vollzieht sich weitgehend als "invisible hand"-Prozess.
von einem xenokulturellen Kontakt [fremd-kulturell – von ξένος = fremd] sprechen wir, wenn die kulturelle Beziehung nicht nur als „anders“ (= hetero), sondern als dezidiert „fremd“ erlebt und interpretiert wird. Der Unterschied zwischen „anders“ und „fremd“ ist wesentlich, da „Andersartigkeit“ noch im eigenen Wertesystem eingeordnet werden kann, während -> Fremdheit bedeutet, dass es keinen differenezierten Zugang auf der Basis der eigenen Lebenswelt gibt.
Fremdheitslehre (von gr. ξένος "xenos": fremd) Bezeichnung für interdisziplinär und interkulturell ausgerichtete Fremdheitsforschung. Die Hauptgegenstände der [...] Xenologie [...] sind die Erscheinungsformen und Einschätzungen kultureller Fremdheit und des Fremden, das Verhältnis und die Interdependenz von Fremdem und Eigenem, die Konstitution von Fremdheitsprofilen und Fremdheits¬konstruk¬tionen, Möglichkeiten und Grenzen des Fremdverstehens, interkulturelle Verständigungsprobleme sowie Formen und Funktionen von Stereotypen, Vorurteilen und Xenophobie. [...] Es geht um die kultureller Alterität, die verhaltensleitenden Rahmenbegriffe interkultureller Kommunikation und Hermeneutik, die kulturdifferente Konstitution von Fremdheitsprofilen und Fremdheitsgraden, [...] die Bedeutungssetzungen von Fremderfahrungen und die Probleme interkulturellen ›Verstehens‹.“